Der Popcorn Moment

Im Artikel über die „Pling“ Momente hatte ich ja beschrieben, wie man sich signifikante Teile in einzelnen Musikstücken heraus pickt, um auf diese den ein oder anderen musikalischen Akzent zu setzen.

Hier ein Beispiel dafür, wie der „Pling“ Moment in einem, etwas längeren, „Popcorn“ Moment aussehen kann.

„Popcorn“ Moment nenne ich es deswegen, weil unser Tangolehrerfreund und Musiker Steve Morall, von dem ich das übernommen habe, es meisterhaft schafft, bei jeder der acht Noten um die es hier geht, mit Mund und Fingern ein Geräusch zu erzeugen, welches an das Aufplatzen von Popcorn erinnert.

Neugierig um was es jetzt eigentlich geht? Gut dann fange ich mit der Erklärung an.

Der Tango bei dem Ihr diesen „Pling – Popcorn“ Moment hören und tanzen könnt, ist Loca (die Verrückte) von Manuel Jovés (hier gespielt vom Juan D´Arienzo).

Ich finde, dass dieser Tango musikalisch nicht annähernd so verrückt ist, wie der Titel nahe legt*.

Es gibt aber vier Momente, die sich für ein kleines, tänzerisches Feuerwerk eignen.

Jeder dieser Momente besteht aus acht schnellen Noten, die man einfach mit schnellen, knackigen Schritten tanzen kann. Danach geht es, wie ich finde (für einen D´Arienzo Tango) vergleichsweise gemütlich weiter, bis der nächste schnelle Moment kommt.

Im Video findet Ihr diese Momente bei 0.12, 0.29, 1.43 und 1.58

 

Wenn Ihr diese Popcorn Momente mit kurzen, knackigen Schritten tanzt, einfach vorwärts, vorwärts, vorwärts… und so weiter, zeigt Ihr schon mal, dass Ihr ein wenig über die Musik Bescheid wisst und in der Lage seid, damit zu spielen.

Wahlweise kann man diese schnellen Schritte auch machen, indem man Zick-Zack Schritte tanzt, wobei man bei jedem Schritt das Gewicht wechselt (für Teilnehmer unserer Kurse, der Nähmaschinen – Milonga Schritt)..

Auch hier gilt, wenn man „Loca“ ein paarmal gehört hat, ist es nicht schwer, diese Momente zu erkennen und zu tanzen.

Eigentlich wollte ich hier noch ein Tanz Video mit „Loca“ verlinken, bin aber dann zu der Überzeugung gelangt, dass es besser ist, dazu, einen weiteren Artikel mit meinen Erläuterungen zu schreiben. Demnächst in diesem Blog.

 

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Tanz den „Pling“ Moment

 

*Wer sich mit dem Text beschäftigt, erfährt dann aber, warum der Tango so heißt.

Tanz den „Pling“ Moment

Teilnehmer unserer Kurse kennen meinen Tipp mit dem „Pling“ Moment.

Dabei geht es, nicht allzu schwer zu erraten, wieder einmal um die Musik.

Die Grundidee dabei ist es, musikalisch signifikante Stellen einzelner Tango-Stücke zu hören und darauf einfach aber für die Tanzpartnerin / den Tanzpartner (und gegebenenfalls das geneigte Publikum) erkennbar irgend eine Kleinigkeit zu tanzen und so die Musik zu interpretieren.

Bevor ich weiter darauf eingehe, will ich aber anhand meines Lieblingsbeispiels erklären, worum es geht.

Hier also ein Link zu einem YouTube Video des Tangowalzers „Tengo mil novias“ – „Ich habe hundert Bräute“ von Enrique Rodriguez (ein Paradebeispiel dafür, dass Tango keineswegs immer traurig ist).

Der erste „Pling“ Moment ist bei 0.32, der zweite bei 1.33, der dritte bei 2.35

Jeder dieser „Pling“ Momente bietet die Gelegenheit, ihn tänzerisch zu betonen.

Das kann durch einen einfachen aber deutlichen Schritt zur Seite (oder nach vorn oder hinten geschehen).

Man kann aber in diesem Moment auch eine Sacada, oder einen Voleo führen, so dass das Bein der Dame genau auf das „Pling“ des Orchesters fliegt (bitte nicht auf überfüllten Tanzflächen).

Was auch schön ist und Eindruck schindet, ist, wenn man die Dame genau auf das „Pling“ aus der Achse bringt. Unsere Kursteilnehmer wissen, dass das überhaupt nicht schwer ist, obwohl es spektakulär aussieht.

Was sich auch anbietet, wenn man es etwas burlesker mag, ist ein kleiner Hüpfer auf der Stelle, sobald es „plingt“.

Wahlweise kann man auch die Arme auf der offenen Seite der Umarmung (also linker Arm des Herrn und rechter Arm der Dame) etwas nach oben schwingen. Aber auch hier Vorsicht, es könnte jemand im Weg stehen (und außerdem liegt die Betonung auf Schwingen, nicht auf „nach oben reißen“)

Kräftigere Herren (oder Damen) könnten ihre jeweiligen Tanzpartner auch kurz mit dem „Pling“ anheben.

Ihr seht also, die Möglichkeiten der musikalischen (gerne auch komödiantischen) Interpretation sind nahezu unerschöpflich.

Die „Pling“ Momente bei „Tengo mil novias“ sind musikalisch deutlich vorbereitet und gut zu hören. Deswegen kann man sie auch leicht tanzen, wenn man sich einmal in das Lied eingehört hat.

Auch bei etlichen anderen Tangos, Valses und Milongas gibt es vergleichbare Momente. Momente, in denen das Orchester den ein oder anderen deutlich hörbaren Akzent setzt, den man tanzen kann.

Die Tango Orchester darauf hin anzuhören, kann mehrfach hilfreich sein.

Zum einen beschäftigt man sich bewusst mit der Musik, was immer dazu beiträgt, diese besser zu verstehen und dadurch besser zu tanzen.

Zum anderen bekommt man ein Gespür für die besonderen, herausragenden, gut hörbaren, wenn man so will, musikalisch pittoresken Momente in einzelnen Stücken.

Diese, und sei es auf ganz einfache Weise, tänzerisch zu betonen, mit dem was uns die Orchester anbieten, zu spielen, trägt dazu bei, der Tanzpartnerin (oder dem Tanzpartner) während des Tanzens mehr Spaß zu vermitteln (meine Herren, Ihr wisst ja hoffentlich, wenn Ihr diesen Blog öfter besucht, dass die Damen musikalisches Tanzen lieben).

Außerdem kann man (und mal ganz ehrlich, wer will das nicht) auch den Zuschauern und somit potentiellen anderen Tanzpartnern, zeigen, dass man musikalisch was drauf hat.

Das Schöne daran ist, dass man nicht bei allen Stücken jede Note, jede Nuance der Musik kennen und tanzen muss.

Meistens genügt es schon, bei einigen „Pling“ Momenten, die man sich vorher ausbaldowert hat, ein kleines musikalisches Minifeuerwerk zu zünden, um den Ruf eines musikalischen Tänzers zu erlangen.

So, das war´s für heute über den „Pling“ Moment.

In einem der nächsten Artikel setze ich das fort, mit dem „Popcorn“ Moment meines Tanzlehrerfreundes Steve Morall. Ihr dürft schon mal gespannt sein.