Wenn Du etwas Neues machst, sag´s der Dame vorher.

Eines der ersten Dinge die wir den Teilnehmern in unseren Tangokursen erklären, ist, dass die Herren (oder wer auch immer „führt“) es den Damen mitteilen müssen, bevor sie etwas Neues machen wollen.

Aber was genau heißt das?

 

Erstes Beispiel:

Bereits solange die Tänzer noch nur voreinander stehen, also noch keinen Schritt im Raum gemacht haben, muss der Herr den Schritt der Dame vorbereiten.

Vom Stehen zum Gehen, egal in welcher Richtung ist immer etwas Neues.

Wenn die Dame keinen Impuls vom Herrn bekommt, auf den sie sich einstellen kann, und der Herr einfach, ohne Vorankündigung losmarschiert, ist das für die Dame zumindest unangenehm (Mögliche schlimmere Folgen: Der Herr tritt der Dame auf die Füße, rempelt sie an, bringt sie aus der Achse, oder wirft sie gar um).

 

Zweites Beispiel:

Häufig beginnen die Herren den Tanz mit einem Seitschritt nach links (für die Dame nach rechts), der sogenannten Salida.

Meistens wollen die Herren danach aber in der Tanzrichtung weiter gehen. Das bedeutet eine Richtungsänderung um 90°.

 

Klingt banal, aber natürlich muss der Herr der Dame mitteilen, bevor er diese Richtungsänderung vollzieht.

Die Dame weiß ja erstmal nur, dass sie einen Schritt zur Seite machen soll. Was danach kommt, ob sie rückwärts, vorwärts oder wieder zur Seite gehen soll, kann sie nicht wissen, sondern ohne Impuls des Herrn nur raten.

 

Wie sagt der Herr der Dame also nonverbal, dass jetzt etwas Neues kommt?

Ganz einfach durch eine Mikropause, einen Moment der Stille, in dem beide sich neu in ihrer Achse ausrichten und die Bewegung neu justieren können (für diese und andere Mikropausen ist der Aufblas-Delphin hilfreich, siehe Link unten).

Jedesmal wenn der Herr sich in seiner Achse aufrichtet und tief Luft holt, geht seine Energie und damit die des Paares nach oben, wie ein Pendel auf seinem höchsten Punkt.

In dieser Situation sind Richtungsänderungen einfach möglich und somit ist dies die häufigste Position um die Richtung zu ändern.

 

Drittes Beispiel:

Auch wenn der Herr aus der Caminada (dem Gehen) heraus anhalten will (weil vor dem Paar Stau ist, oder die Musik statt linearer zirkuläre Bewegungen vorschlägt), ist das etwas Neues.

Die Dame geht ja in diesem Fall nur gerade, nach hinten und sieht für gewöhnlich nicht, was hinter ihr passiert.

Wenn der Herr ihr nicht rechtzeitig mitteilt, dass sie stoppen soll, wird dieser Stopp sehr abrupt und damit unangenehm für die Dame.

Was macht also der Herr?

Er verlangsamt seine Bewegungen, so dass die Dame spürt, dass sich etwas ändert.

Wahlweise (oder zusätzlich) kann der Herr auch leicht! den Druck seiner rechten Hand auf dem Rücken der Dame erhöhen, oder seine Hand etwas nach unten in Richtung Taille sinken lassen, um einen Stopp zu signalisieren.

 

Wenn der Herr weiter gehen will (wieder etwas Neues), lässt der Herr die Hand wieder nach oben wandern, beziehungsweise verringert den Druck auf den Rücken der Dame und bläst den Aufblas-Delphin auf.

Für die Dame alles untrügliche Signale, dass der Stopp vorbei ist, und es demnächst wieder los geht.

 

Meiner Erfahrung nach, beruht ein erheblicher Teil der Kommunikationsschwierigkeiten beim Tango tanzen darauf, dass die Herren den Damen nicht rechtzeitig sagen, wenn sie etwas Neues machen wollen, sondern ohne Punkt und Komma durch den Tango eilen.

 

Im Zweifelsfall ist es für gewöhnlich immer besser, eine Pause einzulegen, um sich selbst und der Dame die Gelegenheit zu geben, sich auf das jeweilige Neue einzustellen.

Das macht das Tangotänzer-Leben erheblich entspannter und somit angenehmer.

 

Auch diese Artikel könnten für Dich hilfreich sein.

Tango und der Gummi-Delphin

Wie führe ich die Dame in die Molineta und sanft-dynamischer Richtungswechsel mit einem einfachen Trick

Tanzen mit Punkt und Komma

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert