Was Tango mit Pendeln zu tun hat

Nein, jetzt wird es nicht esoterisch, obwohl ich das immer wieder, etwas spöttisch, gefragt werde, wenn ich die Pendelbewegung ins Spiel bringe.

Aber viele Bewegungen im Tango lassen sich hervorragend mit der Pendelbewegung erklären.

Schauen wir uns dazu einmal ein Pendel an.

Ich bin weder Physiker noch Mathematiker, deswegen halte ich die Beschreibung einfach.

Das Pendel ist an einem Punkt aufgehängt und schwingt, einmal angestoßen, von einer Seite zur anderen. Am höchsten Punkt, dem Umkehrpunkt angekommen, verharrt es einen Moment und schwingt dann wieder zurück.

Jeder von uns hat das wohl schon einmal beoabachtet.

Am Umkehrpunkt hat das Pendel die höchste potentielle Energie, die, sobald es nach unten schwingt, in Bewegungsenergie umgesetzt wird.

Angetrieben durch die Bewegungsenergie wird das Pendel auf der anderen Seite nach oben getragen, bis es dort wieder den Umkehrpunkt erreicht.

Die Bewegung des Pendels ist, zumindest bei einem großen Pendel, einerseits sehr dynamisch, andererseits aber auch sehr ruhig.

Wie können wir uns beim Tangotanzen das Pendelprinzip zu Nutze machen?

Eines meiner beliebtesten Pendel-Beispiele in unseren Kursen ist die „Führung“ und Begleitung der Rückwärts“ochos“ der Dame.

Dabei pendeln wir von links nach rechts und wieder zurück.

Wenn wir, beispielsweise auf unserem rechten Bein, gelandet sind, bleiben wir einen Moment auf diesem stehen. Dieser Moment entspricht dem Umkehrpunkt des Pendels, ich nenne ihn auch einen Moment der Stille.

Das linke Bein (in diesem Moment das Spielbein) wird nicht abgesetzt, sondern hängt frei am Hüftgelenk.

Wenn wir das rechte Bein entspannen und die Bewegung  weitergeht, schwingt das linke Bein nach links, landet und wird zum Standbein. Wir richten uns in unserer Achse auf, das rechte Bein (jetzt das Spielbein) fällt zum linken Bein (jetzt das Standbein), wird aber nicht belastet, und kann frei wieder zurückschwingen.

Das jeweils freie Bein sorgt durch sein Gewicht dafür, dass unser Körper sich bewegt.

Diese Bewegung nach dem Pendelprinzip ist gleichermaßen dynamisch und ruhig. Ochos führen wird dadurch leicht und geht praktisch von allein.

Wichtig sind dabei noch zwei Dinge:

Zum Einen wird das Spielbein welches zum Standbein fällt, nicht belastet, weil sonst der Bewegungsfluss unterbrochen wird.

Das kann man sich vorstellen wie eine große Kirchenglocke, die im Kirchturm hin und her schwingt.

Solange sie frei schwingen kann, schwingt sie, nachdem sie einmal in Bewegung gesetzt wurde, ohne größeren Aufwand.

Sollte sie aber den Boden des Kirchturms berühren (mit sehr unangenehmen Folgen für den Kirchturm) und dort zu stehen kommen, wäre es extrem mühsam, sie wieder hochzuziehen und zum Schwingen zu bringen.

 

 

Zum Anderen ist die Pendelbewegung nicht linear, sondern diagonal auf die Dame zu. Der Herr zielt dabei mit seinen freien Bein auf das freie Bein der Dame.

Linear auf einer Linie hin und her zu pendeln, ist für die Dame auf Dauer anstrengend, weil sie dabei jedesmal eine 180 ° Drehung machen und sich stark verdrehen muss.

Außerdem ist es langweilig und bringt uns keinen Zentimeter in der Tanzrichtung weiter.

 

Das Pendelprinzip finden wir aber auch bei anderen Bewegungen im Tango.

Zum Beispiel bei der Caminada, dem Gehen im Tango. Jedesmal wenn wir uns nach einem Schritt oder mehreren Schritten in der Achse aufrichten um den nächsten Schritt zu starten, oder beim Richtungswechsel in der Molineta.

Mehr dazu gibt´s demnächst in einem anderen Blogbeitrag.

Hilfreich sind vielleicht auch diese Artikel.

Tango und der Gummi-Delphin

Wie führe ich die Dame in die Molineta und sanft-dynamischer Richtungswechsel mit einem einfachen Trick

 

Haltung ist die halbe Miete

Wer in einem meiner Kurse war, weiß, dass ich größten Wert auf eine aufrechte Haltung lege.

Die aufrechte Haltung macht fast alle Dinge beim Tango unendlich viel leichter. Und dann macht´s natürlich auch mehr Spaß!

Mich selber hat es viele Jahre aufmerksamen Übens gekostet, bis ich das verinnerlicht hatte.

Das aufrechte Haltung wichtig für den Kontakt miteinander ist und sehr viel besser aussieht, wusste ich natürlich schon seit dem Anfang meiner Tangotänzer-Laufbahn.

Was ich nicht wusste, und erst nach vielen Jahren des Tango Tanzens herausfand:

Die aufrechte Haltung ermöglicht nicht nur den wichtigen Kontakt zum Tanzpartner, sondern macht alle Bewegungsabläufe im Tango unendlich viel leichter.

Manche Bewegungsabläufe werden durch die aufrechte Haltung überhaupt erst möglich.

 

Das „Führen“ von Ochos oder der Molineta geht plötzlich sanft und wie von selbst, der Seitenwechsel beim Gehen im Kreuzsystem, eine Sache die vielen Tangotänzern Angstschweiß verursacht, wird auf einen Schlag zum Kinderspiel.

Warum ist das so?

Wenn wir uns in aufrechter Haltung bewegen, haben wir nicht nur besseren Kontakt miteinander, so dass alle Körpersignale problemlos übertragen werden, sondern kommen auch bei jedem Schritt aufrecht in unserer Achse an.

Wenn wir aufrecht, in unserer Achse, ankommen, und unserem Körper einen Augenblick Zeit geben, sich in dieser Achse von selbst neu auszurichten, hat unser Körper die Möglichkeit, alle notwendigen Bewegungen von selbst für uns zu machen, und tut das auch.

Wir müssen nicht mehr darüber nachdenken, es passiert einfach und macht unseren Tanz so leicht, dass wir uns fragen, warum wir das nicht schon immer so gemacht haben.

Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, jede einzelne Bewegung zu erklären, die unser Körper bei den vielen verschiedenen Elementen des Tango macht.

Wichtig für Dich ist, Dich immer wieder daran zu erinnern, dass Du aufrecht in Deiner Achse ankommst und Deinem Körper einen Moment Zeit gibst, sich in der Achse auszurichten.

Probier´s einfach mal aus und schreib mir, wie es Dir dabei geht!

 

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Ich fühl mich dann wie eine Schlampe

Dieser Artikel liegt mir schon lange am Herzen, weil es hier um ein Thema geht, welches, meiner Meinung nach, schon lange abgehakt sein sollte, es aber offensichtlich nicht ist.

In unseren Kursen zeigen wir den Kursteilnehmern immer auch die Einladung mit Mirada und Cabeceo. Auch in dem Kurs über den ich hier erzähle, ging das während des Kurses auch problemlos.

Bei der abendlichen Practica dagegen fiel mir eine Kursteilnehmerin auf, deren Blick ich nie auffangen konnte, und die somit die Einladung zum Tanz nur schwer möglich machte.

In Milongas würde ich normalerweise nicht versuchen, eine Dame aufzufordern, die offenkundig keinen Blickkontakt sucht. Bei unseren Practicas frage ich dagegen schon nach, wenn ich sehe, dass jemand nicht tanzt. Immerhin ist es meine Rolle als Kursleiter, allen Teilnehmern zu helfen.

Auf meine Frage, warum sie immer ihren Blick gesenkt hielt, und nie aktiv Blickkontakt suchte, sagte sie mir “Ich fühl mich dann wie eine Schlampe”

Ich war erst mal perplex. Die Dame war, Ärztin, beruflich erfolgreich, eine gestandene, Frau und wirkte eigentlich nicht schüchtern oder ängstlich.

Ich erklärte ihr dann eingehend, dass aktiv den Blickkontakt zu suchen, beim Tango ganz normal wäre, und überhaupt nichts Schlimmes sei, und dass man sich dafür auch in keiner Weise zu schämen bräuchte.

Irgendwann hat sie es dann auch akzeptiert, ihre Vorbehalte beiseite geschoben und mit Blickkontakt zum Tanz eingeladen.

Was ich aber nicht verstehe, und was mich auch immer aufs Neue ärgert, ist, wenn Frauen sich offenbar im 21. Jahrhundert immer noch von völlig überholten Sichtweisen aus längst vergangenen Zeiten beeinflussen lassen, und sich selbst im Denken und Handeln unnötige Beschränkungen auferlegen.

Da waren die Portenos zur Hochzeit des Tango schon weiter.

Eine andere Sache die ich auch überhaupt nicht verstehe, ist warum dasselbe Verhalten, Auffordern mit Blickkontakt, oder von mir aus auch eine verbale Aufforderung zum Tanz, offenbar bei Frauen und Männern immer noch unterschiedlich gesehen und /oder bewertet wird.

Welche neurotischen Gespenster spuken da auch heute noch in manchen Köpfen?

Ich empfinde es fast immer als angenehm , wenn eine Frau mich zum Tanzen auffordert, wie auch immer sie das anstellt.

Fast” sage ich weil es manchmal (aber zugegebenerweise eher selten) Situationen gibt, in denen ich keine Lust habe mit einer Dame zu tanzen, zum Beispiel weil mich die Musik nicht zum Tanzen lockt, oder weil ich gerade versuche Blickkontakt mit einer anderen Dame zu erheischen.

Wenn eine Dame in solch einem Moment zu mir kommt, und mich auffordert, lehne ich meistens freundlich ab und verspreche eine andere Tanda mit ihr zu tanzen.

Nie, wirklich NIE hatte ich bisher die Vorstellung, dass eine Dame die mich anspricht (von Anschauen ganz zu schweigen), und zum Tanzen auffordert, unangemessen oder wie eine “Schlampe” handeln würde.

Ich kann/will mir auch nicht vorstellen, dass dies beim allergrößten Teil der anderen Männer der Fall ist.

Es gibt natürlich Männer und Frauen, die in diesen Kategorien denken, aber ich glaube, deren Menge und Wichtigkeit wird oft überschätzt.

Wenn ich mit dieser Meinung jedoch falsch liegen sollte, ist es höchste Zeit, dass wir alle uns damit auseinandersetzen, warum “Schlamper” durchaus liebenswert klingen kann, während “Schlampe” in keiner Weise freundlich, sondern moralisch abwertend gebraucht wird.

Einen Tag Tangokurs und dann ab in die Milonga

Wirklich tanzen lernt Ihr auf der Tanzfläche in der Milonga.

Immer wieder wird mir von Teilnehmern unserer Tangokurse gesagt, dass sie noch nie auf einer Milonga gewesen wären, und es passiert gar nicht so selten, dass sie in unseren Kursen das erste Mal eine Milonga besuchen.

 

 

 

Das Verwunderliche daran ist, dass es sich dabei nicht etwa um die Teilnehmer unserer Anfängerkurse handelt, sondern um Tänzer/innen die bereits längere Zeit, oft für einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren, Kurse besucht haben.

Hier einige der Gründe die mir dafür genannt werden, dass sie noch nie auf einer Milonga waren:

  1. Ihr Tangolehrer hat ihnen gesagt, dass sie „noch nicht soweit seien“.  Für mich ein Zeichen entweder für einen übersteigerten Narzismus des Lehrers, welcher nicht will, dass „unvollkommene“ Schüler ihm Schande machen, oder für die Unfähigkeit des Lehrers, seine Kursteilnehmer auf die Milonga vorzubereiten.
  2. Sie selber denken, dass sie noch nicht soweit seien. Kommt vor, aber dann muss ihr Tangolehrer ihnen eben Mut machen.
  3. Sie haben Angst davor, mit anderen als dem eigenen Partner zu tanzen. Auch das kommt vor, aber auch hier gilt, dass man seine Schüler ermutigen muss, mit anderen Partnern zu tanzen, weil sie dabei in aller Regel viel lernen.
  4. Sie haben außerhalb des Urlaubs generell wenig Zeit zum Tanzen zu gehen. Gut, wo das der Fall ist, und es nicht nur aus Angst vor unzureichenden Tanzkenntnissen vorgeschoben wird, kann man wahrscheinlich wirklich nicht viel machen.
  5. In ihrer Tanzschule, wo neben Tango auch alle möglichen anderen Tänze unterrichtet werden, können sie zwar die gelernten Figuren und Schrittkombinationen zumindest einigermaßen tanzen, weil sie die Tanzfläche für sich haben, wenn Tango Argentino gespielt wird. Beim Besuch einer Milonga aber, wo reger Betrieb auf der Tanzfläche herrscht, geht gar nichts mehr. Hier gilt: Zeig den Kursteilnehmern einfach umzusetzende, realistische Möglichkeiten sich auf der Tanzfläche sicher zu bewegen, anstatt ihnen komplizierte Figuren einzubläuen, die sie im wirklichen Leben auf der Tanzfläche nie machen können.

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man wirklich Tango tanzen nicht in erster Linie im Kurs lernt (auch wenn dort natürlich die Grundlage gelegt wird), sondern in der Milonga.

Oder wie ich unseren Kursteilnehmern zu sagen pflege: „Überleben lernt Ihr im Dschungel und nicht in den geschützten Werkstätten.“

Und für mich ist auch völlig klar, dass Tangotänzer die von Anfang an das Erfolgserlebnis haben, sich auf der Tanzfläche einer Milonga sicher bewegen zu können, mit mehr Spaß tanzen, dabei bleiben und nach und nach ihre Fähigkeiten verfeinern.

Deshalb unterrichten wir auch bei unseren Anfängerkursen bereits am ersten Kurstag die notwendigen Fähigkeiten, um zu einer Milonga zu gehen, und dort, wenn auch mit einfachen Mitteln, zu tanzen.

Wenn wir dies unseren Kursteilnehmern am Ankunftsabend mitteilen, ernten wir oft verblüfftes Staunen, und die Frage ob das denn überhaupt möglich wäre.

Aber zum Erstaunen unserer Kursteilnehmer funktioniert es bei den Allermeisten doch erstaunlich gut.

Klar, es gibt einige, für die der erste Milongabesuch noch einschüchternd und das Spektakel der guten und vermeintlich guten Tänzer auf der Tanzfläche etwas überwältigend ist. Da braucht es dann auch immer wieder tüchtig Ermutigung, bevor sie sich trauen.

Aber, wie gesagt, die Allermeisten machen, nachdem sie ihre anfängliche Besorgnis überwunden haben, die positive Erfahrung, dass sie es schaffen, dass sie sich wirklich, von Anfang an, auf der Tanzfläche bewegen können.

Aus meiner Sicht ist das der wichtigste Schritt, denn es bedeutet, dass sie mit Selbstvertrauen und Zuversicht weiter tanzen, und nicht frustriert sitzen bleiben.

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„…Nicht  zu vergessen, unser Besuch einer Milonga in Perugia gleich am Sonntagabend. Ein mulmiges Gefühl hatten wir ja, aber Eure Einführung am Sonntag hat ausgereicht, dass wir auf der Milonga gut zurecht kamen und viel Spaß hatten.“…

Anne und Raimund über den Tangokurs für Anfänger mit Wolfgang und Annette

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Und dann sind wir frustriert sitzen geblieben.

 

Wie führe ich die Dame in die Molineta und sanft-dynamischer Richtungswechsel mit einem einfachen Trick

Wenn wir in unseren Kursen die Molineta unterrichten, gibt es von Seiten der Herren immer zwei Fragen.

  1. Wie führe ich die Dame in die Molineta?
  2. Wie kann ich die Richtung wechseln?

Die erste Frage „Wie führe ich die Dame in die Molineta?“ ist leicht beantwortet: Aus jeder, wirklich jeder erdenklichen Position. Egal ob aus Vorwärts- Rückwärts oder Seitschritt, egal ob aus offenem oder gekreuztem Schritt. Das einzige was der Herr tun muss, ist der Dame die Tür aufzumachen, und sich dann, mit möglichst ruhigem Oberkörper weiter um die eigene Achse zu drehen.

Solange der Herr sich dreht, folgt die Dame dieser Drehung, als würde sie permanent durch eine Drehtür gehen.

Wenn der Herr jedoch die Drehrichtung ändern will, gibt es einen einfachen Trick, um dies für die Dame angenehm zu machen.

Um die Dame zu stoppen, würde es natürlich genügen, einfach stehenzubleiben.

Das Problem dabei ist, dass sich dies für die Dame anfühlt, als würde man ihr die Tür vor der Nase zuschlagen, – sehr abrupt und unangenehm.

Angenehmer ist es, stehenzubleiben (die Füße bewegen sich nicht mehr vom Fleck), aber mit dem Oberkörper noch etwas weiter zu schwingen, so dass die Dame sanft gebremst wird.

 

Die Dame spürt den Stopp der entsteht, weil der Herr stehenbleibt. Gleichzeitig wird ihre Bewegung nicht abrupt gestoppt, sondern, wie in einem Sicherheitsnetz aufgefangen.

 

Hier leite ich den Richtungswechsel ein. Meine Füße bewegen sich nicht mehr weiter. Annette spürt das und weiß, dass wahrscheinlich eine Richtungsänderung kommen wird.

Meine Füße sind nach wie vor am Boden „festgeklebt“, aber mein Oberkörper dreht sich noch ein wenig weiter. Dadurch wird die Bewegung nicht so abrupt gestoppt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist also ein Stopp in zwei Schritten.

 

Sobald die Drehung des Oberkörpers des Herrn an ihr Ende gelangt ist, sind beide Tänzer an einen Moment des Verharrens, vergleichbar mit einem Pendel, welches seinen höchsten Punkt erreicht hat, bevor es zurückschwingt.

Hier sind wir am Umkehrpunkt angelangt, wie man beim Pendel sagen würde. Ich stehe aufrecht in meiner Achse, mein linker Arm ist, auch hier wieder wie ein Pendel, ein bißchen nach oben gewandert. Dadurch wird auch Annette nach oben gehoben. Ihr seht, dass ihr linker Fuß frei ist. Das Pendel ist oben, verharrt einen Moment, einen Moment der Stille, und wird gleich zurückschwingen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Verharren ist ein Moment der Stille, gewissermaßen ein gemeinsames Atemholen, durch das der Herr der Dame mitteilt, dass es jetzt in die andere Richtung weitergeht.

 

Jetzt löse ich die Spannung auf, mein linker Arm entspannt sich ebenfalls und wandert ein wenig nach unten. Unsere Körper schwingen zurück.

Dadurch dass der Herr seinen Körper verdreht hat, hat er natürlich auch Spannung aufgebaut, die er jetzt nutzen kann, um der Dame beim Zurückschwingen seines Oberkörpers richtig schön Schwung zu geben. – Ein Bewegungsmoment welches die meisten Damen lieben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben die Richtung der Molineta gewechselt. Annette macht einen Kreuzschritt nach hinten. Ich könnte jetzt nach rechts weiter öffnen und zu einer Molineta im Uhrzeigersinn einladen. Wahlweise kann ich aber auch in Tanzrichtung weitergehen, zum Beispiel indem ich aus Annettes Kreuzschritt einen Rückwärts“Ochos“ einleite.

Diesen Richtungswechsel kann man aus jedem Schritt der Molineta machen, egal ob Seitschritt, Vorwärtskreuz oder Rückwärtskreuz.

Am organischsten und schönsten finde ich den Richtungswechsel aber aus einem Kreuzschritt heraus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wichtig für die Dame beim Richtungswechsel aus einem Kreuzschritt:

Manche Damen glauben, sie müssten auf dem Höhepunkt der Pendelbewegung, dem Moment des Verharrens grundsätzlich einen „Ocho“ machen (Passiert oft aus dem Vorwärtskreuz. Die Dame macht eine Drehung/Pivot um mit einem Vorwärtskreuz in die Gegenrichtung weiterzugehen).

Das ist aber nicht der Fall. Wenn vom Herrn kein entsprechendes Signal kommt, schwingt die Dame einfach wieder zurück. Das heißt, Vorwärtskreuz – Verharren – Rückwärtskreuz.

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Klingt altmodisch, ist beim Tango tanzen aber wichtig: Mach der Dame die Tür auf!

Immer wieder werde ich von Herren gefragt, wie man denn der Dame beim Tango tanzen begreiflich machen kann, was sie tun, wohin sie gehen soll.

Die Dame zerren, ziehen und schieben, wie das manche Herren leider machen, weil sie es nicht besser wissen, geht gar nicht. Es ist höchst unangenehm für die Dame, stört ihre Achse und bringt sie aus dem Gleichgewicht.

Aber wie signalisiert Mann der Dame, wo sie bitte sehr hingehen soll?

Die Antwort darauf klingt altmodisch, ist aber sehr einfach. Der Herr öffnet der Dame schlichtweg die Tür, so dass sie selbständig durch dieselbe gehen kann.

Aber was heißt das jetzt beim Tango tanzen?

Stell Dir dabei den Kavalier in einem alten Film vor, der die Dame einlädt, beispielsweise in ein nettes, kleines Café zu gehen.

 

Er weist ihr mit einer einladenden Bewegung der Hand den Weg, nachdem er für sie die Tür geöffnet hat, oder während er dies tut – „Bitteschön gnädige Frau“. Die Dame geht selbstbewusst an ihm vorbei, durch die Tür. Selbstverständlich schubst der Kavalier die Dame weder durch die Tür, noch zerrt er sie ins Café .

Wie setzen wir das nun beim Tango um?

Ziemlich offensichtlich ist es, wenn ich will, dass die Dame links um mich herumgeht (gegen den Uhrzeigersinn an der offenen Seite der Umarmung).

 

Dazu drehe ich mich nach links, in Verbindung mit der einladenden Handbewegung meiner linken Hand (oder zumindest mit dieser Idee im Hinterkopf). Solange ich mich weiter drehe, öffnet sich meine Tür für die Dame immer wieder, und so sie dies will, geht sie immer weiter um mich herum (und tanzt dabei fast von selbst eine Molineta).

Auf der geschlossenen Seite der Umarmung (die rechte Seite für den Herrn, die linke Seite für die Dame) ist das nicht ganz so offensichtlich, aber das Prinzip ist das gleiche.

Ich drehe meinen Oberkörper leicht nach rechts. Dadurch lässt der (sanfte) Druck meines Arms auf die linke Seite der Dame nach, meine Schulter weicht ein wenig zurück, und dadurch entsteht Platz für die Dame, die Tür geht auf, durch die sie bequem gehen kann.

Auch hier gilt wieder, solange ich mich weiter nach rechts drehe, öffnet sich die Tür immer wieder (vergleichbar der Drehtür in einem großen Hotel), und die Dame geht durch diese Tür.

Wenn ich vor der Dame stehe, und mit ihr in Tanzrichtung gehen will, „öffne“ ich die Tür, indem ich leicht die Hand anhebe.

Es genügt sogar nur den unteren Teil der Hand anzuheben, während ein Teil der Hand noch sanft auf dem Rücken der Dame aufliegt. Das Gewicht der Hand auf dem Rücken der Dame verringert sich, und für die Dame fühlt sich das an, als würde eine Tür aufgehen.

Wenn ich die Dame zu einem Vorwärtsschritt einladen will, kommt es darauf an, ob ich rückwärts gehe oder einen Seitschritt mache.

Gehe ich rückwärts, entfernt sich mein Körper und damit das Gegengewicht zu ihrem Körper von der Dame, und weil sie mit mir in Kontakt bleiben will, geht sie vorwärts. Auch hier mache ich gewissermaßen wieder die Tür für sie auf (wichtig dabei ist, dass ich meinen Oberkörper dabei nicht nach hinten, von der Dame weg, biege, sondern leicht nach vorne, in Richtung der Dame ausrichte, weil sie sonst das Gefühl hat, in den Schritt zu fallen oder gezogen zu werden).

Mache ich einen Seitschritt und lade die Dame dabei zu einem Vorwärtsschritt ein (beim Vorwärtskreuz der Dame), kann ich wieder die Idee der einladenden Handbewegung – „Bitteschön gnädige Frau“ verwenden, genauso wie bei der Einladung in einen Seitschritt.

Als Vorbereitung für jeden Schritt nach einem Stop empfehle ich, den Gummidelphin aufzublasen, damit die Dame weiß, das es losgeht.

 

P.S. Noch ein kleiner Trick, mit dem ich die Tür wieder zumache, wenn ich die Bewegung der Dame stoppen will, oder muss.

Beispielsweise wenn, unsichtbar für die Dame, ein Paar knapp vor uns ist (das unvermittelt aus der Mitte der Tanzfläche in unsere Spur drängt, oder unerwartet mehrere Schritte gegen die Tanzrichtung gemacht hat).

Das hilft auch, wenn ich signalisieren will, dass Voleos oder sonstiges hohes Schwingen des Spielbeins im Moment riskant sind (auch wenn ich die Bewegung gerade eingeleitet habe).

Ich gleite mit meiner Hand auf den unteren Teil des Rückens der Dame, ungefähr auf Höhe der Taille. Durch das pure Gewicht meiner Hand (bitte nicht drücken oder pressen) spürt die Dame, hoppla, hier geht ´s nicht weiter (zumindest nicht nach oben).

P.P.S. Viele Damen empfinden es als unangenehm, wenn die Hand des Herrn dauernd zu weit unten auf ihrem Rücken liegt, weil dadurch ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird (vor allem wenn der Herr sehr drückt oder klammert).

Verwende diesen Trick also nur wenn Du die Bewegung der Dame wirklich blockieren willst/musst. Wenn die Dame weitergehen soll, musst Du Deine Hand wieder nach oben verlagern, und somit signalisieren, dass die Tür wieder auf ist.

Besonders Herren die mit einer größeren Dame tanzen, und deren Hand somit automatisch tiefer auf dem Rücken der Dame zu liegen kommt, müssen darauf  achten, dass ihre Umarmung der Dame zwar Halt und Sicherheit gibt, diese aber nicht in einen „Schraubstock“ zwingt.

 

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Standbein! Standbein! Standbein!

In meinem letzten Artikel habe ich darüber geschrieben, wie wichtig das entspannte Spielbein für die Damen ist.

Wenn das Spielbein nicht entspannt und locker ist, kann dieses nämlich all die schönen, manchmal spektakulären Bewegungen bei denen das Bein eigentlich ohne Anstrengung, von selber fliegt, nicht oder allenfalls nur sehr verkrampft und mit viiiiel Arbeit „ausführen“.

Auch die Caminada das ganz normale Gehen wird mit einem „arbeitenden“ Spielbein verkrampft und unnötig anstrengend.

Das Problem für viele Tänzerinnen am Anfang ihrer Tangolaufbahn (und für Tänzer die die Damenrolle lernen wollen) ist allerdings, dass es gar nicht so leicht ist, das Spielbein zu entspannen.

Wir denken nämlich fälschlicherweise, dass wir mit dem Spielbein arbeiten müssen, immerhin ist es ja das Spielbein, welches diese Bewegungen macht, und die Hauptaufmerksamkeit auf sich lenkt.

So weit so gut, aber warum heißt dieser Artikel denn nun Standbein, Standbein, Standbein?

Hier kommt ein kleiner Trick ins Spiel, den wir in unseren Kursen mit Erfolg anwenden.

Der Gegenpol zum entspannten Spielbein ist das Standbein, welches dafür verantwortlich ist unseren Körper zu tragen, und uns in unserer Achse zu halten.

Bei der Marionette ist alles locker, und gerät erst in Bewegung, wenn ein Impuls von außen kommt. Wenn wir die Marionette in die Hand nehmen, und sie schnell um ihre Vertikalachse drehen, schlenkern die Beine mit. Ähnlich ist es beim Tangotanzen mit dem Spielbein, das eigentlich überhaupt nicht arbeiten muss.

Alle Bewegungen gehen nämlich nicht, wie viele vermuten, vom Spielbein aus, sondern vom Körper und vom Standbein, auch wenn diese ihre Aufgaben fast unsichtbar und ziemlich unspektakulär verrichten.

Das Spielbein hängt lediglich lose entspannt am Hüftknochen und bewegt sich nur, wenn sich Körper und/oder Standbein bewegen, ähnlich locker wie bei einer Marionette (wenn auch ohne Schnüre: -).

Eine Eigenart unseres Körpers ist, dass er, salopp gesagt, immer bemüht ist, Energie dorthin zu schaufeln, wo unser Gehirn sagt, dass wir sie brauchen.

Die entsprechenden Körperteile werden in Arbeitsmodus versetzt, andere Körperteile, die nicht gebraucht werden, bleiben oder werden entspannt.

Wenn unsere Damen also Probleme damit haben, dass Spielbein zu entspannen, raten wir ihnen nur eines zu denken: Standbein, Standbein, Standbein .

Fast immer löst sich damit das Problem sehr schnell. Alle Energie geht dahin wo sie gebraucht wird, nämlich ins Standbein, das Spielbein gerät in Vergessenheit und kann endlich fröhlich entspannt und frei schwingen.

Das Tanzen wird sofort sowohl für die Dame als auch für den Herrn entspannter, angenehmer, und sieht besser aus.

 

 

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Beim Voleo kann das Bein nur richtig schön fliegen, wenn es entspannt ist.

In meinen Kursen sehe ich immer wieder, dass die Damen glauben, sie müssten mit ihrem freien Bein, dem Spielbein, aktiv arbeiten.

Das ist aber fast nie notwendig, und macht das Tangotanzen unnötig unruhig und schwer.

Schauen wir uns ein paar Beispiele an.

Voleo

Beim Voleo fliegt das Bein der Dame mehr oder weniger hoch.

 

 

 

Das funktioniert durch den Bewegungsimpuls den die Dame vom Herrn erhält (Impuls zu einem Schritt + Gegenbewegung bevor die Dame den Schritt vollenden und ihr Bein absetzen kann) praktisch von selbst, wenn ihr Spielbein wirklich locker ist.

Viele Damen glauben jedoch, dass sie den Voleo aktiv ausführen müssten. Damit machen sie sich aber das Leben unnötig schwer und schaffen es nie eine schöne flüssige Bewegung zu erzeugen. Der Voleo bleibt immer verkrampft, fühlt sich nicht gut an, und sieht nie gut aus.

Wichtig und richtig ist es, einfach das Spielbein möglichst locker zu lassen und die Bewegung einfach nur zuzulassen.

 

Rückwärts-Ocho

Der Rückwärts-Ocho ist eigentlich nichts weiter, als eine Drehung der Dame auf einem Bein (Pivot) die durch den Herrn initiert wird, gefolgt von einem Rückwärtsschritt der Dame, welcher ebenfalls durch den Impuls des Herrn eingeleitet wird.

Eigentlich eine einfache Sache, wenn die Dame stabil in ihrer Achse steht, und ihr Spielbein entspannt ist.

Aber auch hier machen sich viele Damen das Leben unnötig schwer, weil sie denken, der Rückwärts-Ocho sei eine Figur die sie aktiv ausführen müssten.

Erster Fehler dabei: Sie drehen sich von selbst, statt die vom Herrn eingeleitete Drehung einfach geschehen zu lassen.

Zweiter Fehler: Weil sie denken, dass sie die Drehung eigenständig ausführen müssten, klemmen sie bei der Drehung oft das Spielbein ans Standbein, entweder weil sie hoffen dadurch mehr Stabilität zu gewinnen, oder weil ihnen irgendwann ein Tangolehrer gesagt hat, dass man das so macht.

Das Resultat: Der eigentlich einfache Bewegungsablauf beim Rückwärts-Ocho wird zu einer verkrampften, arbeitsintensiven, meist vergleichsweise instabilen „Figur“, die langfristig auch schlecht für den Rücken ist. Mit einem entspannten Spielbein und dem simplen „Zulassen“ der Bewegung ist das dagegen nicht nötig.

 

Gancho

Ich führe selten Ganchos, aber auch hier gilt: Die Dame macht den Gancho nicht aktiv, sondern läßt einfach die Bewegung ihres Spielbeins zu.

Der Gancho ist also nicht, wie viele zu glauben scheinen, ein aktives „nach hinten Austreten“, sondern ein Abknicken des Spielbeins (fast immer in der Rückwärtsbewegung) das dadurch entsteht (nicht ausgeführt wird), dass der Rückwärtsschritt der Dame plötzlich auf Kniehöhe oder knapp darüber vom Bein des Mannes gestoppt wird.

Das funktioniert allerdings nur schön und flüssig, wenn das Spielbein der Dame völlig entspannt ist.

Es gäbe noch viel mehr Beispiele wafür, warum es für die Dame unverzichtbar ist, ihr Spielbein komplett entspannt zu lassen, aber das würde den Rahmen dieses Posts sprengen.

Wichtig ist, erst einmal zu verinnerlichen, dass das Spielbein völlig entspannt ist, und nach Möglichkeit nicht arbeitet. Dann hat frau schon die besten Voraussetzungen, um schön und angenehm entspannt zu tanzen.

 

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