Bei unseren Tango-Urlauben wird ja, sofern die Teilnehmer nach dem Essen nicht zu erschöpft sind, abends immer getanzt.
An einem dieser Abende tanzte ich mit einer Dame aus Russland, die mit ihrem Mann schon öfter bei uns war.
Sie war eigentlich keine schlechte Tänzerin, aber sie tanzte, sagen wir mal, sehr energetisch, wirbelte bei jedem Pivot extra stark um ihre Achse, nahm viele Schritte vorweg, bevor ich selbst wusste, dass ich sie machen würde und war, salopp gesagt, ständig in Action.
Irgendwann bemerkte ich freundlich, auf Englisch, weil meine Russischkenntnisse doch sehr limitiert sind, dass sie gar nicht so viel tun brauche.
Sie blickte mich fragend an und ich sah förmlich, wie es in ihrem Gehirn arbeitete.
Nach einer Weile sagte sie: „You mean, I shall dance more lazy?“
Damit traf sie genau den Punkt. Ich musste grinsen und sagte dann „Yes!“. Vielleicht sagte ich auch „Da!“. Aber genau weiß ich das nicht mehr.
Die Erkenntnis, dass sie wirklich nicht so viel machen musste, um gut zu tanzen, wirkte Wunder, zumindest an diesem Abend.
Das Tanzen wurde mit einem Mal völlig entspannt und sehr angenehm.
Seitdem gebe ich Damen in unseren Kursen immer wieder genau diesen Rat.
„Tanz ruhig etwas fauler.“
Viele Herren haben das Gefühl, sie müssten wahnsinnig viele Figuren machen, um als gute Tänzer wahrgenommen zu werden.
Das Pendant dazu bei den Damen ist die Vorstellung, immer in vorauseilendem Gehorsam etwas tun zu müssen, noch bevor der Herr irgendeinen Impuls gegeben hat, immer noch eine Dekoration mehr zu machen, jede Bewegung extra aktiv zu tanzen.
Die Vorstellung fauler zu tanzen, sich die Erlaubnis zu geben, nichts extra zu machen, einfach nur zu genießen, ist da oft eine wahre Befreiung.
In diesem Sinne meine Damen: „Tanzt ruhig etwas fauler.“
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