About Wolfgang Sandt

Meistens nett, geduldig, humorvoll und umweltbewußt, guter Tangotänzer und Tangolehrer

Rhythmus oder Melodie, wie man musikalischer tanzen kann, ohne jahrelang Musiktheorie zu lernen

Manche selbsternannte Tango-Aficionados, vor allem die die sich die Argentinidad gewissermaßen auf die Stirn tätowiert haben, stellen immer wieder die Behauptung auf, dass man als Europäer Tangomusik, wenn überhaupt, allenfalls nach jahrelangem Studium verstehen kann.

Natürlich ist es jedem vernunftbegabten Menschen klar, dass man für gewöhnlich bei einer Sache (egal was) besser wird, je intensiver man sich damit befasst.

Für unser Tanzen in der Milonga sind aber übermenschliche Anstrengungen überhaupt nicht notwendig.

Dafür kann man mit einer leichten Übung den eigenen Hörmuskel trainieren und damit schnell besser tanzen, auch ohne Tango jahrelang zu studieren und jede Nuance jedes Tangos zu kennen.

Gut, ein bisschen Zeit muss man schon investieren (zumindest ab und zu). Aber der Preis dieser kleinen Fleißaufgabe, nämlich eine Tangotänzerin, ein Tangotänzer zu werden, mit dem alle gern tanzen wollen, ist die überschaubare Mühe wert.

Also was macht ihr?

Sucht Euch einen (oder mehrere) Eurer Lieblingstangos aus und hört Euch diesen einmal genauer an.

Ihr werdet feststellen, dass manchmal der Rhythmus stärker im Vordergrund steht und manchmal die Melodie.

Hört, welche Instrumente bevorzugt was spielen.

Der Bass spielt fast immer den Rhythmus.

Das Klavier und das Bandoneon können sowohl Rhythmus als auch Melodie spielen.

Das Gleiche gilt für Gitarren, die allerdings in großen Tangoorchestern selten eine dominante Rolle haben.

Die Geigen spielen meistens die Melodie (Es gibt Ausnahmen bei denen die Geigen den Rhythmus spielen, aber das ist eher selten).

Der Sänger, der in den meisten traditionellen Tangoorchestern schlichtweg als weiteres Instrument des Orchesters, eine weitere Klangfarbe betrachtet wird, ist praktisch immer der Melodie zuzurechnen (zumindest hab ich bisher noch keinen Tango-Rap gehört).

Nun sucht Euch aus, worauf Ihr tanzen wollt, Rhythmus oder Melodie.

Tanzt einen Tango lang nur auf das was Ihr Euch ausgesucht habt, also nur Rhythmus oder nur Melodie.

Beim Rhythmus ist es relativ klar. Ihr macht auf jeden Taktschlag einen Schritt, groß oder klein, je nach Geschwindigkeit und vorhandenem Platz.

Bei der Melodie mag es am Anfang schwieriger erscheinen.

Ihr könnt natürlich, so vorhanden, Euer Repertoire an runden Bewegungen nutzen, zum Beispiel Ochos, Molinetas oder Pivots.

Ihr könnt aber auch schlichtweg stehen bleiben und nur mit den Händen die Melodie „dirigieren“.

Aber auch wenn Ihr die Melodie tanzt, könnt Ihr einfach nur gehen (meistens langsamer als wenn Ihr den Rhythmus tanzt).

Wichtig ist nicht so sehr, was Ihr macht, sondern dass Ihr übt zu hören, wann welche der beiden grundsätzlichen Möglichkeiten kommt.

Wenn Ihr fertig seid, versucht Euch an der jeweils anderen Möglichkeit.

P.S. Wenn dieser Artikel hilfreich war, teilt ihn gerne mit Euren Tangofreunden.

P.P.S. Dies und noch viel mehr zeigen wir Euch vom 5. – 12. 24 Oktober beim Tangourlaub in Italien

Tango für Mittelstufe mit Wolfgang und Annette: Tangotanzen leichtgemacht: Einfach – Schön – Zur Musik – Tanzen  Klick!

Noch sind Plätze frei.

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Schau den Tango Orchestern zu!

Nur zweite Wahl?

Einer der Gründe warum ich in Milongas das Auffordern mit Mirada und Cabeceo (also Blicken und Nicken) bevorzuge, ist, dass ich damit elegant das „ich will nicht zweite Wahl sein“ Problem umgehen kann (meistens jedenfalls).

Jetzt fragt Du Dich vielleicht, was um alles in der Welt meint er damit, was ist das „ich will nicht zweite Wahl sein“ Problem?

Ich muss dazu sagen, dass es meiner Erfahrung nach, hauptsächlich Männer betrifft. Zumindest habe ich es umgekehrt noch nie gehört.

Gut, stell Dir also vor, Du bist in der Milonga, Dir gegenüber sitzen nebeneinander mehrere Tänzerinnen, die allem Anschein nach tanzen wollen. Woran Du das erkennst (zumindest meistens)?

Nun, sie studieren nicht intensiv die Nachrichten auf ihren Handys, unterhalten sich nicht angeregt mit ihren Nachbarinnen, sondern wippen mit den Füßen oder dem ganzen Körper den Takt mit und suchen Blickkontakt.

Mit Mirada und Cabeceo wäre es jetzt kein Problem, diesen Blickkontakt zu erwidern und sich nonverbal zum Tanzen zu verabreden.

Wenn aber dummerweise keine von ihnen in Deine Richtung schaut, wenn Du sie anschaust, irgendwelche anderen Leute immer in Eure Blickachse marschieren, die Beleuchtung zu dunkel ist, um die Augen des anderen zu sehen, oder Du oder die Dame einfach nicht wissen, was Mirada und Cabeceo ist, funktioniert das nicht.

Blöde Situation, die Damen würden gerne tanzen (denkst Du zumindest), Du würdest gerne tanzen…

Du gehst also zu der Dame die Du Dir auserkoren hast, und fragst sie freundlich, ob sie tanzen will.

Und jetzt kommt der dumme Moment. Die Auserwählte gibt Dir einen Korb.

Natürlich gibt es auf jeder Milonga Männer die sich zu Recht jede Menge Körbe einsammeln.

Zu denen gehörst Du aber normalerweise nicht.

Die Wahrheit aber ist: Dieser Korb muss absolut nichts mit Dir zu tun haben.

Vielleicht wartet die Dame nur gerade auf ihren Mann, Freund, Tanzpartner, oder den gerade angesagten Tangolehrer, mit dem sie diese Tanda tanzen will.

Vielleicht hat sie gerade mehrere Tandas am Stück getanzt und will einfach eine kleine Pause machen.

Vielleicht hat sie sich den Knöchel verknackst, oder laboriert noch an einem blauen Fleck am Bein, den ihr eine Dame aus Gancho City zugefügt hat.

Wie gesagt, alles Dinge die mit Dir überhaupt nichts zu tun haben.

Also gut, Du verstehst das, fasst Dir ein Herz und fragst ihre Nachbarin (Du möchtest halt einfach tanzen, hattest beim Auffordern eigentlich keine wirklichen Präferenzen und musstest eben ganz praktisch bei einer der Damen anfangen).

Aber jetzt kommt´s. Auch diese Dame lehnt jetzt ab und meint etwas indigniert, dass sie ja nicht nur „zweite Wahl“ sein möchte.

Schon ist´s vorbei mit der Tanda, weil die nächste Tänzerin die Du fragen könntest, ja auf keinen Fall dritte Wahl sein will (Und das obwohl beide eigentlich wirklich gern tanzen würden. Die Angst davor irgendwie das Gesicht zu verlieren, scheint da doch ziemlich groß zu sein.).

Wenn mir jetzt jemand sagt, dass so etwas doch nur ganz selten passieren würde, kann ich nach 30 Jahren Tango-Erfahrung nur entgegnen, – Nein, das sieht und erlebt man auf jeder Milonga.

 

So und hier meine Frage an die Damenwelt.

Ist die Frage erste oder zweite Wahl wirklich so wichtig, dass Ihr lieber aufs Tanzen verzichtet, als nur als „zweite Wahl“ zu erscheinen?

Alles unter der Voraussetzung, dass der Herr der Euch auffordert, nett und kein miserabler Tänzer ist.

Auf Eure Antworten (natürlich auch auf die der Herren) bin ich schon gespannt.

 

P.S. Fast überflüssig zu sagen, dass es dieses Problem mit Mirada und Cabeceo nicht gibt.

Noch einmal Mirada und Cabeceo

Schöne Tanda mit einer weniger erfahrenen, aber sehr aktiven Tanguera

In einem der Tangoforen bei denen ich Mitglied bin, kam neulich folgende Frage auf.

Wie kann man eine schöne Tanda mit einer weniger erfahrenen Tanguera haben, die dazu neigt, alle Schritte vorwegzunehmen oder trotzdem irgendetwas, egal was, zu machen, auch wenn man selbst innehält?

Hier meine Tipps dazu an alle die die Herrenrolle tanzen und sich in dieser Situation wiederfinden.

Als Erstes:

Wähle die Tanda mit Bedacht. Wenn irgend möglich, lade die sehr aktive Dame zu einer Tanda mit langsamen, einfachen Tangos ein, nicht zu einer schwungvollen Vals Tanda.

Lass es langsam angehen.

Bleib ruhig.

Mach nichts Kompliziertes.

Mach oft Pausen.

Gestalte Deine Führung „großzügig“, wenn sie etwas tut, was Du nicht von ihr wolltest. Reg Dich nicht auf, sondern überleg Dir einfach etwas anderes einfaches, zu dem Du sie einladen kannst. Atme tief durch und tanz weiter.

Werde nicht ungeduldig.

Kritisier die Dame nicht.

Wenn sie zu schnell ist, werde noch langsamer.

Mach noch mehr Pausen.

Lächle freundlich (selbst wenn sie es nicht sieht, wird sie es fühlen, weil Du Dich entspannst).

Wenn sie merkt, dass etwas nicht so funktioniert, wie es sollte, und Sie danach fragt (aber nur dann), sag ihr, dass ihr Tangoleben einfacher wäre, wenn sie etwas weniger arbeiten würde (oder etwas ähnlich Nettes).

Sag das kurz und freundlich, fang nicht an, ihr Vorträge zu halten, oder sie zu „unterrichten“.

Denk daran, dass es beim Tanzen in der Umarmung eines Fremden viel um Vertrauen geht, besonders für eine Frau.

Anfängerinnen sind oft unsicher, und versuchen das mit einem Übermaß an Aktivität zu kompensieren, vor allem wenn ihnen ihre Tangolehrer nur Figuren beigebracht haben, anstatt sich auf Improvisation einzulassen.

Wenn Du ruhig und freundlich bleibst, wird die Dame in den meisten Fällen Vertrauen zu Dir und zu ihren eigenen Fähigkeiten gewinnen, beginnen, sich zu entspannen und dadurch auch angenehmer und schöner zu tanzen.

 

 

„Mirada gehört abgeschafft.“

Ich bin vor Kurzem wieder einmal über einen Kommentar gestolpert, den eine Tänzerin vor geraumer Zeit hier im Blog hinterlassen hat.

„Mirada gehört abgeschafft.
Gesicht verlieren, was für ein Blödsinn.
Wir leben im 21. Jahrhundert, aufstehen, Fragen, tanzen oder eine Abfuhr bekommen. Jeder erwachsene Mensch muss das aushalten können.
Der Rest ist, peinlich, Frauen beschämend und unakezeptabel.“

Ich habe natürlich nachgefragt, warum diese Dame der Meinung war, dass Mirada und Cabeceo für Frauen beschämend und unakzeptabel sein soll.

Leider habe ich darauf nie eine Antwort bekommen.

 

Ich möchte  an dieser Stelle nicht alles wiederholen, was ich zum Thema Mirada und Cabeceo schon geschrieben habe.

Was mich aber beschäftigt und ganz offensichtlich nicht mehr los lässt, sind die Aussagen aus diesem Kommentar.

1. „Fragen, tanzen oder eine Abfuhr bekommen. Jeder erwachsene Mensch muss das aushalten können.“

Ich bin kein Freund von permanentem Kuschelkurs und dass man jeglicher noch so absurder Befindlichkeit von Jeder und Jedem ein übergroßes Maß an Verständnis entgegen bringen muss.

Aber ich frage mich ernsthaft, wie jemand darauf kommt, dass eine Person die in ihrer Freizeit Tango tanzt,  irgendetwas aushalten können muss.

Wer gibt uns das Recht, das einzufordern? Und vor allem, wer gibt uns das Recht, das zu fordern, wenn es überhaupt nicht nötig ist?

 

2. „Der Rest ist, peinlich, Frauen beschämend und unakezeptabel.“

Hier stellt sich mir zunächst die Frage, was ist dieser Rest?

Und als nächstes stellt sich mir die Frage, wie kommt jemand darauf, dass eine bewährte Möglichkeit sich absolut gleichberechtigt zum Tanzen zu verabreden (was im Klartext bedeutet, dass Frauen nicht brav darauf warten müssen, dass vielleicht irgendwann, irgendein Mann sie erwählt, sonder selber aktiv ihre Tanzpartner aussuchen), für die Frauen peinlich beschämend und unakzeptabel sein soll.

 

Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, was in jemand vorgeht, der so etwas schreibt.

Aber vielleicht hat jemand von Euch eine schlüssige Antwort darauf.

Tango NGO

Ein einfacher Trick, der Dir hilft, besser zu rhythmischen Tangos zu tanzen.

Gerade bei rhythmischen Tangos, zum Beispiel von Juan D´Arienzo, ist es schön, wenn man die zahlreichen rhythmischen Spielereien in die Füße bringen kann.

Leider stellt das aber für viele Tänzer ein Problem dar. Wann geht man im „normalen“ Rhythmus, wann verdoppelt man (macht also schnelle Schritte)?

Und dann gibt es auch noch die Sincopa (mehr dazu in einem anderen Beitrag)

Um den eigenen Tanz auch ganz am Anfang der Tangotänzer-Laufbahn etwas aufzupeppen, gibt es aber einen einfachen Trick, den unsere Kursteilnehmer, auch wenn sie kein profundes musikalisches Wissen haben, mit Erfolg anwenden.

TaNGO ist nämlich, wie jeder unschwer erkennen kann, zu drei Fünfteln eine Nichtregierungsorganisation, allgemein bekannt als NGO.

NGOs sagt man ja nach, dass sie schneller reagieren, als die behäbigen Regierungen und schneller vor Ort sind, wenn sie gebraucht werden.

Ob das immer stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber belassen wir es einmal bei dieser Annahme.

Wie hilft uns das aber mit dem Rhythmus weiter?

Nun, ganz einfach indem wir dieses Muster tanzen.

T – A – ng – O.

Anders ausgedrückt Lang – Lang – schnellschnell – Lang.

Bei T – A ist alles noch langsam. Aber die ng sind schnell am Ziel, und beim O darf sich auch die ganze NGO wieder etwas ausruhen.

Dieses Muster wird, zumindest bei rhythmischen Tangos, in so gut wie jedem Moment von irgendeinem Teil des Orchesters gespielt.

Oft ist es betont und leicht zu hören. Aber auch, wenn es nicht betont wird, läuft es unterschwellig irgendwo immer mit.

Wenn man rhythmische Tangos nach diesem Muster tanzt, kann man also erstmal nicht viel falsch machen.

Tangomusik-Puristen bekommen, wenn ich dieses Muster erkläre zwar oft Anfälle und Schnappatmung, weil es natürlich „viiiiel zu ungenau“ ist.

Aber in der Realität hilft es tangomusikalischen Anfängern, deutlich besser zur Musik zu tanzen.

Und das finde ich, gerade am Anfang, wichtiger als langwierige, musiktheoretische Erklärungen.

Diesen und viele andere hilfreiche Tricks verraten wir Dir in unserem Mittelstufenkurs beim Tangourlaub in der Villa La Rogaia

Einfach – Schön – Zur Musik – Tanzen

5. – 12. Oktober, 2024

Noch wenige Plätze frei.

Alle Infos zum Kurs hier. Klick!

 

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Ritmo! Ritmo! Ritmo!

 

Darf ich als Dame denn überhaupt nichts mehr machen?

Bei unseren Kursen begegnen wir immer wieder zwei Problemen, die Damen daran hindern, entspannt und genussvoll zu tanzen.

Ein Problem ist, wenn Tangotänzerinnen glauben, dass sie um gute Tänzerinnen zu sein, alles nachmachen müssen, was sie  an Verzierungen, Beine fliegen lassen und anderen tänzerischen Spielereien in Tangoshows oder Tangovideos gesehen haben.

Bei erfahrenen Tänzerinnen ist das kein Problem. Diese wissen nämlich, was wann passt und wie sie Verzierungen richtig ausführen.

Den Tänzerinnen die zu unseren Anfängerkursen kommen, sagen wir dagegen immer, dass sie am Anfang zunächst überhaupt keine Verzierungen machen, sondern sich nur auf ihr Standbein konzentrieren sollen.

Verzierungen sind schön und können Spaß machen. Damit das aber auch funktioniert, braucht die Dame zuerst eine, im wahrsten Sinne des Wortes, stabile Grundlage.

Erst wenn die gegeben ist, macht es Sinn, sich eingehender mit Verzierungen zu beschäftigen.

Außerdem ist den meisten am Anfang ihrer Tangotänzerinnen-Laufbahn gar nicht klar, was eine Verzierung ist und was nicht.

Mehr dazu in meinem Artikel, was ist eigentlich eine Verzierung, den ich unten verlinkt habe.

Eine anderes Problem welches regelmäßig auftaucht, ist, dass manche Damen glauben, sie müssten die Schrittfolgen die die Herren „sie führen würden“, auch auswendig können, um sie dann richtig auszuführen.

Verwirrung ist da vorprogrammiert, denn der argentinische Tango ist ja, da sind sich alle zumindest verbal einig, ein völlig improvisierter Tanz.

Das bedeutet, dass es eigentlich keine vorprogrammierten Figuren gibt, sondern nur einzelne Elemente, „Bauklötzchen“, die man nach Belieben variieren kann.

Die Dame braucht also nicht zu „wissen“, was der Herr als nächstes (im Rahmen einer vorher festgelegten Figur) macht, sondern muss von Moment zu Moment neu spüren, welche tänzerischen Einladungen oder Vorschläge der Herr macht.

Die Vorstellung im Vorhinein wissen zu müssen, was als Nächstes kommt, ist dabei nicht hilfreich, sondern hinderlich.

Wir raten daher allen Tänzerinnen, sofern sie nicht Tango unterrichten, oder die Herrenrolle lernen wollen, den Kopf auszuschalten und sich darauf zu konzentrieren zu spüren, was der Herr vorschlägt.

Bei manchen Damen kommt die Frage, ob sie denn überhaupt nichts machen dürften.

Dies ist aber nicht der Fall. Das Spüren, das darauf achten, was im Moment passiert, und welche Möglichkeiten es bietet, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die mehr erfordert, als nur vorgefertigte Schritte abzutanzen.

Eines der Dinge die den Tango so besonders machen und ihm eine große Intimität verleihen, ist genau dieses Spüren, das gegenseitige Aufeinander achten, das Nicht wissen was als Nächstes kommt.

Für die Damen bietet sich dabei eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihre eigene Persönlichkeit einzubringen.

Sich darauf einzulassen, damit zu spielen, nicht alles von vornherein planen zu können, zu müssen, oder zu wollen, gibt dem Tango seinen Reiz.

 

Standbein! Standbein! Standbein!

https://tango-kurs.com/was-ist-eigentlich-eine-verzierung/

Einfach – Schön – Zur Musik – Tanzen.

Einfach – Schön – Zur Musik Tanzen.

Genießt einen romantischen Tangourlaub 2024 am Lago Trasimeno, in Umbrien, Italien

Hier eine kurze Beschreibung dieses Kurses, der Euch dabei helfen wird, ohne Stress, deutlich besser und musikalischer zu tanzen.

Natürlich könnt Ihr Euren Tanz mit einer Unzahl verschiedener Figuren voll stopfen.

Aber dass heißt nicht, dass Ihr besser tanzt.

Erfahrungsgemäß ist es schöner und deutlich stressfreier, mit wenigen, einfachen Elementen zu tanzen, dies aber im Einklang mit der Musik.

Und hier mein gar nicht so geheimer Geheimtipp an die Herren. Die Damen lieben das und wollen gar keinen Wust an Figuren, die sie nur stressen.

In diesem Kurs werden wir also mit einfachen Elementen tanzen, von denen Ihr wahrscheinlich die meisten schon kennt.

Allerdings werden wir diese Elemente an den Charakter der jeweiligen Musik anpassen.

Zu einem getragenen, romantischen Tango von Di Sarli tanzen gute Tänzer anders als zu einem rhythmischen Tango von D´Arienzo oder einem dramatischen Tango von Pugliese oder Troilo.

 

Was ist eigentlich eine Verzierung beim Tango?

In Diskussionen über Tango kommt immer wieder die Frage auf, wie die Herren die Verzierungen der Dame führen könnten.

Umgekehrt kommt von vielen Damen die Frage, wie sie denn die von den Herren geführten Verzierungen mitbekommen würden.

Auf beide Frage habe ich die gleiche Antwort.

Verzierungen werden nicht vom Herrn geführt, sondern von den Damen selbständig gemacht.

Alles was vom Herrn geführt wird, ist, per Definition, keine Verzierung, sondern die Konsequenz seiner Einladung, und der Bewegungsdynamik des Paares.

Ein Beispiel:

Der Voleo, das mehr oder weniger hohe Fliegenlassen des Beins, ist, obwohl das viele denken, keine Verzierung, die die Dame macht (und auch in einer vollen Milonga nie selbständig probieren sollte), sondern entsteht aus einer Bewegung die der Herr einleitet, vorausgesetzt, dass das Spielbein der Dame wirklich frei und entspannt ist.

Im Normalfall macht die Dame den Voleo nicht selbständig.*

Ein typisches Beispiel für Verzierungen ist dagegen, wenn die Dame nach einer Parada, also einem Stopp durch den Herrn, Zeit hat (die der Herr ihr dann bitte auch gibt), alle möglichen rhythmischen Spielereien zu machen, bevor der Herr sie einlädt, weiter zu gehen.

In diesem Fall gibt der Herr nur vor, dass gestoppt wird, und wann es weitergeht. Alles dazwischen macht die Dame selbständig.

Natürlich gibt es bei der Frage ob etwas eine Verzierung ist, oder nicht, immer wieder Diskussionen.

Ist es beispielsweise schon eine Verzierung, wenn die Dame beispielsweise einen vom Herrn eingeleiteten Ocho langsamer ausführt, als vom Herrn eigentlich vorgesehen, weil sie die Musik so empfindet, oder einen übereifrigen Herrn etwas bremsen will? Oder ist das nur ihre Interpretation der vom Herrn eingeleiteten Bewegung?

Da kann man manchmal trefflich debattieren.

Allerdings ist es nicht das, worum es in den meisten Fällen geht, wenn über Verzierungen der Dame gesprochen wird.

 

Aber jetzt nochmal als Faustregel in aller Klarheit. Verzierungen werden von der Dame selbständig (und hoffentlich im passenden Moment) gemacht und nicht vom Herrn geführt.

Übrigens kann auch der Herr Verzierungen machen. Hier stellt sich allerdings die Frage nicht, ob die Dame umgekehrt dann diese führt.

 

*Anmerkung: Es ist möglich, einen Voleo selbständig auszuführen. Dafür muss man aber wissen, wie die Bewegungsdynamik funktioniert und das wissen genau die Tänzerinnen die glauben, bei jeder Bewegung ein halbes Dutzend Verzierungen unterbringen zu müssen, erfahrungsgemäß nicht.

Mirada-Vorspiel

Keine Sorge! Es wird jetzt nicht anzüglich, zumindest nicht sehr.

Wer von Euch nur und ausschließlich mit dem eigenen Tanzpartner tanzt, kann hier getrost zu lesen aufhören.

Für diejenigen aber die in der Milonga auch gerne mal mit jemand anders tanzen wollen, hier ein kleiner Trick.

Wenn man mit Freunden in der Milonga ist, ist es sicherlich in den seltensten Fällen ein Problem, einfach zu fragen, ob der oder die andere Lust hätte zu tanzen.

Wo das aber nicht der Fall ist, und man gerne mit jemandem tanzen würde, den man nicht oder nicht gut kennt, sind in meinen Augen Mirada und Cabeceo das Mittel der Wahl um sich zum Tanzen zu verabreden.

Leider tritt dabei immer wieder ein Problem auf.

Ich schildere das mal aus meiner Sicht.

Ich habe mir eine Tänzerin ausgesucht, mit der ich gern eine bestimmte Tanda tanzen würde.

Leider sitzt sie ein wenig entfernt, schaut selten in meine Richtung, weil mein Platz nicht in ihrer Hauptsichtachse ist, oder der direkte Blickkontakt ist dauernd von anderen Leuten verstellt.

Ich mache mich also auf den Weg und marschiere zu einem Punkt, von dem aus ich bequem Blickkontakt herstellen kann.

Bevor ich aber damit anfangen kann, ist sie schon von jemand anderem aufgefordert worden.

Oft ist das kein besonders guter Tänzer, sondern nur einer, der von Milonga Etikette noch nie etwas gehört hat. Oft sieht man auch deutlich, dass die Dame den Tanz nicht sonderlich genießt. Aber wer will schon unhöflich sein und ablehnen, wenn plötzlich jemand vor einem steht und um die nächste Tanda bittet?

Jede Dame die einmal vom örtlichen Pistenpoller, sagen wir mal, zu einer beschwingten Vals Tanda aufgefordert worden ist und sich drei Tänze hindurch zu Tode gelangweilt hat, weiß davon ein Lied zu singen.

Über diverse Grobmotoriker und Tänzer ohne Ohren will ich hier gar nicht erst reden.

Aber zurück zum Thema. Wie gewinne ich die Aufmerksamkeit der gewünschten Tanzpartnerin?

Eine nette Möglichkeit dafür ist, was ich das Mirada-Vorspiel nenne.

Dafür brauche ich Blickkontakt, allerdings zu einem Zeitpunkt, beispielsweise am Ende einer Tanda. Alle  begeben sich auf ihre Plätze zurück. Vielleicht geht die Dame mit der man gerne irgendwann tanzen würde, an einem vorbei.

Jetzt ist eine gute Möglichkeit Kontakt aufzunehmen. Ich blicke die Dame an, lächle freundlich und halte für einen Moment ihren Blick fest. Das alles natürlich nur kurz, unschuldig und unverbindlich.

Wenn sie zurück lächelt, wunderbar. Auf alle Fälle hat sie mich jetzt auf dem Radar und wird ihre Mirada, ihren Tangotänzerinnen-Suchblick eher in meine Richtung lenken, als wenn sie mich noch gar nicht als potenziellen Tanzpartner wahrgenommen hätte.

Wahlweise geht das natürlich auch, wenn man sich an der Bar trifft oder beim Selbstbedienungstisch für Getränke und Knabberzeug. Dabei kann man sich, gerade auch mit Damen die man nur flüchtig vom Sehen kennt, aber sympathisch findet, zu einer der nächsten Tandas verabreden.

Ein nettes Lächeln der Dame, verbunden mit einem „Später tanzen wir mal?“, habe ich in meinem Tangotänzer-Leben mehr als einmal erlebt. Ja, und natürlich ist es dann meistens so, dass wir irgendwann im Lauf des Abends eine Tanda tanzen.

Wenn es dann im Lauf des Abends mit der gemeinsamen Tanda doch nicht klappt, ist das zwar schade, aber nicht der Weltuntergang. Das alles ist ja noch unverbindlich genug.

Immerhin hat man aber schon mal, vor der eigentlichen Aufforderung Kontakt geknüpft, was die spätere gemeinsame Tanda sehr viel wahrscheinlicher macht.

Noch ein weitere Beispiel eines Mirada-Vorspiels fällt mir da ein. 

Oft bemerke ich, dass, noch während ich tanze, die ein oder andere Dame Blickkontakt mit mir aufnimmt. Lang genug um klar zu machen, dass sie gerne mit mir tanzen würde, aber noch keine verbindliche Einladung.

Auch hier sind ein kurzes Festhalten ihres Blicks und ein freundliches Lächeln eine gute Möglichkeit, die spätere Einladung doch sehr zu erleichtern.

Ihr seht also, es gibt eine ganze Reihe subtiler Möglichkeiten, die Einladung zum Tanz vorzubereiten.

Eigentlich unnötig zu sagen, dass diese Mirada-Vorspiele und letztlich die wirkliche Einladung gegenseitig funktionieren.

Ich erwähne es trotzdem, weil ich nach wie vor mitbekomme, dass sich immer noch zu viele Menschen an dem  absurden Konzept festklammern, dass der Mann die Einladung zum Tanz einleitet.

Hier noch ein paar, wie ich finde, hilfreiche Artikel zu diesem Thema.

Mein kleiner Tangokurs: Die gute alte Mirada und der gute alte Cabeceo

 

Mirada und Cabeceo, was Mann noch wissen sollte

 

Mirada und Cabeceo, was Frau noch wissen sollte

Tanz mir den Tarzan

Im Artikel „Was Tango mit Pendeln zu tun hat“, habe ich darüber geschrieben, wie wir uns beim Tango tanzen das Pendelprinzip zunutze machen können, um entspannt und doch energetisch zu tanzen.

Erklärt hatte ich das am Beispiel des Führens von Rückwärts“Ochos“

Ich hatte versprochen, auch zu erklären, wie man das Pendeln auch bei der Molineta und der Caminada einsetzen kann.

Über die Molineta habe ich schon einen Artikel geschrieben.

Hier also der Artikel darüber, wie man das Pendelprinzip auch bei der Caminada, dem „einfachen“ Gehen im Tango anwenden und dadurch besser tanzen kann.

Ich habe lange überlegt, wie man das am Besten erklären kann.

Immerhin geht es ja beim Pendeln immer vor und zurück, während man sich bei der Caminada immer in eine Richtung, nämlich die Tanzrichtung bewegt.

Aber warum bringe ich dann überhaupt das Pendel ins Spiel?

Ich leite die Caminada für gewöhnlich ein, indem ich den „Gummi-Delphin aufblase“, also bewusst einatme und dadurch größer werde.

Gleichzeitig ist mein Körper leicht angespannt.

Dadurch baue ich Energie auf (potentielle Energie um genau zu sein). Diese Energie kann man mit der eines Pendels vergleichen, welches auf seinem höchsten Punkt angekommen und bereit ist, zurück (oder in diesem Fall los) zu pendeln.

Sobald ich losgehen will wird diese potentielle Energie gelöst, weil sich mein Körper und meine Beine entspannen und leicht nach unten gehen.

Gleichzeitig bewege ich mich nach vorne. Mein Körper ist also jetzt das schwingende Pendel an einer imaginären Aufhängung vor mir.

Das Problem ist, dass ein wirkliches Pendel in der Mitte aufgehängt ist, und von einer Seite zur anderen schwingt (von links nach rechts oder von vorne nach hinten).

Die Aufhängung ändert sich nicht. Ich müsste also nicht nach vorne weiter, sondern wieder zurück gehen

Und jetzt kommt Tarzan.

Der schwingt sich nämlich, wie wahrscheinlich viele von uns noch aus etlichen Filmen vor Augen haben, von Liane zu Liane durch das Blätterdach des Dschungels.

Hier eine kurze Beschreibung für diejenigen, denen Tarzan nichts sagt:

Ein spärlicher bekleideter muskulöser Mann (meistens einigermaßen gut aussehend) sitzt in einem hohen Baum im afrikanischen Urwald. Auf den Boden will er nicht, weil dort das Unterholz aus Dornbüschen zu dicht ist, um bequem durchzukommen (möglicherweise hat er auch eine Schlangen- und Kleintierphobie, aber darauf wird in keinem der Filme hingewiesen).

Was also tut er? Er greift nach einer Liane und schwingt sich an dieser, wie an einem Schwingseil (oder an einer Schaukel), weiter. Ein typisches Pendel also.

Ist er mit seiner Liane auf der anderen Seite am höchsten Punkt angekommen, schwingt er nicht zurück, sondern greift nach der nächsten Liane, die passenderweise in Flugrichtung vor ihm auftaucht.

 

Der kurze Augenblick in dem Tarzan nach der nächsten Liane greift, bevor er sich an dieser weiter schwingt, entspricht dem kurzen Moment, in dem ein Pendel verharrt, bevor es zurück schwingt.

Man könnte sagen, Tarzan wechselt mit jeder neuen Liane an die er sich hängt, den Dschungel-Bus, der ihn in der gewünschten Richtung nach vorne bringt und braucht dabei immer einen kleinen Moment zum Umsteigen.

Und wie, bei allen Affen und Dschungelgeistern hilft uns das jetzt beim Tango tanzen?

Für uns ist hier die gewünschte Richtung die Tanzrichtung.

Um in dieser Vorwärts zu kommen, rennen wir aber nicht, sondern hangeln uns, gewissermaßen, von Liane zu Liane.

Praktisch heißt das, dass wir jedesmal wenn unser Spielbein am Standbein vorbei gleitet (nicht daran vorbei rauscht, wie ein D-Zug auf Speed), einen winzigen Moment der Verharrens haben, einen Moment der Stille mitten im Schritt (Nein! Nicht was Ihr jetzt denkt.).

Das Spielbein schwingt dabei nicht nach oben, wie bei einem wirklichen Pendel, aber es verharrt, vergleichbar dem Pendel auf seinem höchsten Punkt, für den Bruchteil einer Sekunde neben dem Standbein, bevor es sich weiter bewegt.

Das Spielbein wird dabei nicht ans Standbein geklemmt. Es gibt keine ruckartige Bewegung. Alles geschieht ganz sanft.

Vergleichen kann man das mit einer Situation beim Autofahren.

Stellt Euch vor, Ihr kommt an eine Kreuzung. Keine Verkehrszeichen, nur rechts vor links. Die Situation ist nicht ganz übersichtlich.

Als umsichtige Autofahrer rauscht Ihr nicht mit Vollgas bis zur Kreuzung, um im letzten Augenblick eine Vollbremsung hinzulegen und dann von Null neu zu starten.

Als umsichtige Autofahrer fahrt Ihr langsam an die Kreuzung, ohne vollständig zu stoppen. Wenn Ihr seht, dass die Kreuzung frei ist, beschleunigt Ihr wieder und fahrt weiter.

Das Gleiche gilt, wenn Ihr Euch durch den Dschungel der Tanzfläche hangelt. Gönnt Euch also ein Viertelsekündchen Pause, wenn Ihr in der Mitte des Schritts seid.

So, aber warum um Himmels Willen erzähle ich Euch das? Wie hilft Euch das beim Tanzen?

Ganz einfach. Diese kleine „pause“ (nicht PAUSE!) gibt es auch in der Tangomusik, Das Orchester spielt sie mit jedem betonten Taktschlag.

Wenn Ihr diese „pause“ nicht mittanzt, seid Ihr einen Tick zu schnell, auch wenn Ihr sonst alles richtig macht. Das heißt, dass Euer Tanz nicht entspannt und auf den Rhythmus erfolgt, sondern hektisch wird.

Und wer will schon hektisch tanzen und dabei mehr arbeiten, als nötig wäre?

Alles klar?

Ich bin schon gespannt auf Eure Rückfragen und gegebenenfalls auf  die Diskussion.

Darauf ein dreifach donnernder Tarzanschrei!

 

Hier die Artikel, die in diesem Zusammenhang für Euch hilfreich sein könnten.

Was Tango mit Pendeln zu tun hat