Umsonst Tango tanzen lernen?

Vor einiger Zeit bekam ich untenstehenden Kommentar auf meinem englischsprachigen Tangoblog.

Hallo, und Danke für Deinen Blogpost!

Es gibt in der Tat viele verschiedene Wege tanzen zu lernen. Aber warum sollte ich dafür zahlen?

Wenn jemand wirklich tanzen lernen will, sollte er dafür nichts anderes investieren als seine Zeit.

Hier ein Link zu einem Artikel über einfache Wege im 21. Jahrhundert umsonst tanzen zu lernen http://fr.ee/article/how-to-get-free-dance-lessons

Martin White

 

 

Der Kommentar und der angegebene Link machten mich neugierig. Ich habe mir „how to get free dance lessons“ durchgelesen und dann darauf ausführlich geantwortet.

Ich denke, dass meine Antwort vielleicht den einen oder anderen von Euch interessieren könnte.

 

Hallo Martin,

Ich hab mir den Artikel angeschaut, den du empfiehlst, aber ich muss sagen, dass er nicht wirklich hilfreich ist, wenn Du wirklich tanzen lernen willst.

Bei einer Gratistanzstunde bekommst Du vielleicht einen kleinen Einblick, wie ein Tanz aussehen (oder sich anfühlen könnte), aber davon wirst Du kein Tänzer, außer Du wärst ein absolutes Naturtalent.

Es ist nicht unmoralisch, an einer Gratis Schnupperstunde teilzunehmen (Dafür wird sie ja angeboten.). Aber einen Tanz wie Tango lernt man davon natürlich nicht (Auch nicht, wenn man bei jeder Schnupperstunde jeder Tangoschule in der Stadt mitmacht).

Rat von einem Freund einzuholen kann hilfreich sein, wenn der Freund schon weiß, wie man tanzt. Das passiert die ganze Zeit. Aber da stellt sich natürlich die Frage, wo der Freund tanzen gelernt hat. Von einem Freund? Und der wieder von einem Freund…?

Das funktioniert nur dort, wo es eine durchgehende Tanzkultur, mit einer von den erfahrenen Tänzern weitergegebenen Tradition, gibt.

Sogar das Wissen um den Tango ging ja in Argentinien zur Zeit der Militärdikktaturen weitgehend verloren, und musste erst durch eine neue Tänzergeneration wieder entdeckt werden. Und sogar die besten Tangotänzer von heute nahmen Stunden bei den wenigen überlebenden alten Tänzern der goldenen Ära des Tango.

Von You Tube Videos zu lernen funktioniert auch nicht wirklich. Wenn Du ein Tango Video anschaust, ist es schon schwer genug zu erkennen, was die Tänzer genau tun, und wie sie es tun, FALLS Du schon gut Tango tanzen kannst.

Wenn Du von Tango noch keine Ahnung hast, ist es dagegen fast unmöglich.

Natürlich kannst Du ein Tango Lehrvideo kaufen. Aber das gibt´s eben auch nicht umsonst.

Nur von einem Video Tango tanzen zu lernen hat auch den Nachteil, dass Du keinen erfahrenen Tangolehrer an Deiner Seite hast, der Dich immer wieder kompetent korrigiert und Dir dadurch weiterhilft.

Die Selbstwahrnehmung unterscheidet sich nämlich, gerade bei Anfängern, so gut wie immer von der Realität.

Versteh mich bitte nicht falsch. Ich sage nicht, dass es völlig unmöglich ist, auf eigene Faust tanzen zu lernen.

Aber wenn Du nicht zu den wenigen Glücklichen gehörst, die geborene Tanzgenies sind, darüber hinaus ein tiefes Verständnis der Bewegungsabläufe ihres Körpers haben und nicht zuletzt bereit sind, sich ständig selbst aufs Neue zu fordern, ist dies sicherlich sehr viel schwerer und dauert erheblich länger.

Du schreibst: „Wenn jemand wirklich tanzen lernen will, sollte er dafür nichts anderes investieren als seine Zeit.“

Du hast sicherlich schon bemerkt, dass ich da Deine Meinung nicht teile.

Ich sage stattdessen: „Wenn Du wirklich tanzen lernen willst, solltest Du Dir einen Tanzlehrer suchen (in diesem Fall einen Tangolehrer), der Dir die Grundlagen gut beibringt (Und ich meine hier nicht den sogenannten „Grundschritt“ – zumindest, wenn Du echten Tango Argentino lernen willst), und Dich regelmäßig korrigiert.

Auf diese Weise lernst Du erheblich schneller.

Und – wenn wir darüber sprechen, „Nur seine Zeit zu investieren…“

Zeit gehört definitiv zu den Dingen, die uns im Leben nicht endlos zur Verfügung stehen.

Mir wäre also, ehrlich gesagt, meine Zeit zu wertvoll, um sie nur mit „Try and error“ zu vertun, wenn es wesentlich bessere Möglichkeiten gibt, etwas zu lernen.

Falls Ihr auch der Meinung seid, dass Euch Eure Zeit zu wertvoll ist, um sie zu vertun, und Ihr schneller und ohne Stress lernen wollt, wie Ihr schön Tango tanzen könnt, ist das Kursprogramm von La Rogaia 2017 für Euch sicherlich interessant.

 

 

 

 

 

 

Was ist eigentlich Milonga?

Wer anfängt, Tango Argentino zu tanzen, hört unweigerlich schon nach kurzer Zeit immer wieder den Begriff „Milonga“.

Milonga, schnelles, rhythmisches Spiel mit den Füßen

Milonga, schnelles, rhythmisches Spiel mit den Füßen. Keine Angst! Es ist nicht so schwer, wie man auf den ersten Blick meinen  könnte.

Da stellt sich die Frage, was ist eigentlich Milonga?

Da Milonga mehrere verschiedene Dinge bezeichnet, kann man, gerade als Tango Anfänger doch einigermaßen verwirrt werden.
Allerdings ist die Antwort nicht allzu schwer.

 

 

Ursprünglich war die Milonga eine Art der musikalischen Nachrichtenübermittlung.
Neuigkeiten wurden von fahrenden Sängern, den Pajadores, ähnlich den Bänkelsängern in Deutschland, weiterverbreitet. Die Lieder die sie dabei sangen wurden Milongas genannt.

Die Milonga ist aber auch ein Tanz, eine Vorläuferin des Tango Argentino, entstanden aus der Candombe, einem rituellen Tanz der afrikanischen Sklaven.

Zum Tango Argentino gehören nämlich nicht nur der Tango, sondern auch die Milonga und der Vals Cruzado oder Vals Criollo.

Vergleichbar ist die Milonga als Tanz mit der Polka, von der sie auch beeinflusst wurde (Einwanderer aus Mittel- und Osteuropa hatten die Polka in ihrem musikalischem Gepäck dabei). Sie ist normalerweise schneller, fröhlicher und man könnte sagen, erdiger als der Tango. Oft wird sie auch als die fröhliche Schwester des Tango bezeichnet.

Im Gegensatz zum Tango (zumindest bei Orchestern wie Di Sarli oder Pugliese), bei dem die Pause, das Innehalten während des Tanzens, ein wichtiges Gestaltungselement ist, ist bei der Milonga der Rhythmus durchgängig, treibend, ursprünglich im 2/4 Takt, später öfter im 4/4 Takt.

Beim Rhythmus der Milonga, muss ich immer an Gauchos denken, die auf ihren Pferden über die Pampa galoppieren: Dam dada dam dam, Dam dada dam dam :-)

 

Hier ein Beispiel für eine lustige Milonga, getanzt von Daniela Pucci und Luis Bianchi.

 

Es gibt zwei verschiedene Typen der Milonga.

Zum einen die Milonga Lisa, bei der normalerweise auf jeden betonten Taktschlag ein Schritt getanzt wird.

Zum anderen die „Milonga con Traspié“, bei der die Tänzer kleine, schnelle Schritte im verdoppelten Rhythmus tanzen (Zum Beispiel drei Schritte, wobei auch auf den unbetonten Taktschlag zwischen den zwei betonten Taktschlägen getanzt wird, was den Tanz natürlich schneller macht), das kann man entweder nur vorwärts, in der Tanzrichtung tanzen oder eine Bewegung in eine bestimmte Richtung antäuschen, um diese gleich wieder zurückzunehmen (Traspié).

Das tänzerische Spiel mit dem Rhythmus, das man auch auf kleinstem Raum machen, hilft, die Musik besser zu interpretieren und auch auf der vollen Tanzfläche noch interessant zu tanzen.

Auch wenn das jetzt für den einen oder anderen kompliziert klingen mag, ist es das nicht, weil man bei der Milonga dafür so gut wie keine komplizierten Figuren macht, sondern eher mit dem Rhythmus spielt.

Gut bei dieser Milonga von Roxana Suarez und Sebastian Achaval gibt es beides, aber die sind auch Klassetänzer, die man als normaler Milongabesucher zwar als Inspiration nehmen kann, mit denen man sich aber nicht vergleichen muss.

 

Auf einer Milonga werden sowohl Tango als auch Vals und Milonga getanzt.

Und damit sind wir schon bei den nächsten Bedeutungen des Wortes Milonga.

Milonga ist nicht nur der Name für den oben geschilderten Tanz, sondern auch der Name für eine, meistens regelmäßig stattfindende, Tangotanzveranstaltung.

Die altgedienten Tangotänzer in Buenos Aires, die seit vielen Jahren Tag für Tag, und/oder Nacht für Nacht, zum Tango tanzen, zu einer Milonga gehen, werden deshalb auch nicht etwa Tangueros genannt, sondern Milongueros.

 

Ja und noch eine weitere Bedeutung hat das Wort Milonga.

Es bezeichnet nämlich auch den Veranstaltungsort, an dem eine Milonga stattfindet.

Ursprünglich war eine Milonga der Ort, an dem die schwarzen Argentinier (das konnten sowohl Sklaven als auch Freie sein) sich trafen um zu tanzen.

Man kann also als Tangotänzer in eine Milonga zu einer Milonga gehen und dort Milonga tanzen, – aber eben vor allem auch Tango.
Die Milonga ist untrennbar mit dem Tango verbunden, so wie zum Wiener Walzer auch untrennbar die Polka gehört.

Milonga zu tanzen macht wirklich Spaß, und ist nicht schwer.

Ich höre immer wieder, dass man Milonga erst tanzen könne, wenn man bereits eine Weile Tanzerfahrung mit dem langsameren Tango habe.
Ihr wird dann oft der Nimbus des Schweren, für Anfänger Ungeeigneten angehängt.

Ich halte das für ausgemachten Quatsch.
Ich habe von Anfang an, selbst als blutiger Anfänger gerne Milonga getanzt. Meistens fand ich das sogar leichter als Tango tanzen.
Klar, die Milonga hat einen anderen Charakter als der Tango. Aber wenn man das weiß, ist sie nicht schwer zu lernen.
Wenn Ihr Tango tanzen wollt, solltet Ihr unbedingt auch Milonga lernen, damit Ihr bei einer Milongatanda nicht frustriert die Tanzfläche verlassen müsst, weil – „ …wir Milonga noch nicht gelernt haben…“.

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Mein kleiner Tangokurs: Die richtige Umarmung

Mein kleiner Tangokurs: Die richtige Umarmung

Tango Argentino tanzen bedeutet auch “in einer Umarmung gemeinsam zum Klang der Musik zu gehen…”

Das heisst, das die richtige Umarmung eines der wichtigsten Dinge ist, wenn wir Tango tanzen.

Die Umarmung hat entscheidenden Einfluß darauf, ob wir uns angenehm und bequem fühlen während wir tanzen, und ob wir den Freiraum haben uns  entspannt zu bewegen.

Gut, dann mal los.

Für die Herren:

Die Umarmung darf nicht so fest sein, dass Du der Dame die Rippen brichst. Schraubstockarm ist völlig out!

Biete Deiner Tanzpartnerin einen sicheren aber sanften Halt mit Deinem rechten Arm. Sie muss in der Lage sein, sich innerhalb Deiner Umarmung frei zu bewegen.

Blockier nie die Möglichkeit der Dame sich zu bewegen, außer Du willst sie wirklich anhalten.

Vor allem, wenn sie Ochos oder eine Molineta macht, kannst Du der Dame heftige Rückenschmerzen verursachen und ihr sogar langfristige Schäden zufügen, wenn Du sie wie in einem Schraubstock hältst, weil Du sie dadurch zwingst, ihr Rückgrat völlig unnatürlich zu verdrehen.

Natürlich machst Du es der Dame dadurch auch extrem schwer, oder gar unmöglich, stabil in ihrer eigenen Achse zu stehen.

Dein Arm sollte nicht auf dem Rücken der Dame festgeschweißt sein. Du musst vielmehr jederzeit in der Lage sein, die Position des Armes auf ihrem Rücken zu ändern.

Wenn ihr in der engen Umarmung tanzt gleitet Dein Arm um ihren Rücken über den unteren Bereich ihres Schulterblatts, um die rechte Seite ihres Brustkorbs oder um ihre Taille (Je nachdem, wie groß ihr beide seid, und wie es sich für euch beide am bequemsten anfühlt).

Wenn ihr in der offenen Umarmung tanzt, gleitet Dein Arm zurück zu ihrem linken Schulterblatt (das mache ich meistens, weil ich dort sicheren Halt finde, auch wenn die Dame ein Kleid aus sehr glattem Stoff trägt), oder zur linken  Seite ihres Brustkorbs (am Rücken!)

Achte darauf, dass Deine Hand flach auf dem Rücken der Dame liegt. Krall niemals Deine Finger wie Klauen in ihren Rücken. Du kannst darauf wetten, dass sie DAS nicht mag.

Für die Damen:

Versuch nicht Stabilität zu gewinnen, indem Du Dich wie ein Kartoffelsack an Deinen Tanzpartner hängst. Versuch immer stabil in Deiner Achse zu bleiben.

Dein linker Arm soll auf keinen Fall wie eine Schraubzwinge am rechten Arm Deines Partners festgeklemmt sein. Vielmehr solltest Du damit sanft an seinem Arm entlang hinauf- und herunter gleiten können, um Dich der jeweiligen Umarmung (offen oder eng) anzupassen.

Wenn ihr in der geschlossenen Umarmung tanzt, gleitet Dein Arm nach oben, um den Hals des Mannes, wo er ohne Gewicht liegen bleibt. Bitte würg den Herrn nicht, und krall Dich nicht an Schulter oder Hals des Herrn fest.

Falls Dein Partner viel größer ist als Du selbst, schling Deinen Arm nicht um den Hals des Partners. Das sieht schlimmstenfalls wirklich aus wie Kartoffelsack, bringt Dich aus Deiner Achse, und verdreht ziemlich unangenehm Deinen Körper.

Leg Deinen Arm stattdessen  an seine Schulter, auf seinen  Rücken oder an seinen Oberarm, in einer Stellung, die für Euch beide komfortabel ist.

Auch hier gilt. Auf Deinem Arm ist nur soviel Gewicht, dass Du einen guten Kontakt hast, aber nicht mehr, weil Du sonst die Bewegungen Deines Partners blockierst, und das Gewicht auf seinem Arm für ihn meistens unangenehm ist.

Wenn ihr in der offenen Umarmung tanzt, gleitet Dein Arm (nicht Deine Hand!) zur Außenseite seines Unterarms. Stütz Dich nicht darauf ab, sondern halte nur gut den Kontakt.

Entspann Deinen Arm, und sei immer bereit wieder in die geschlossene Umarmung zurückzukehren.

Für beide Partner:

Blockiert niemals ohne Grund den Bewegungsspielraum eures Partners.

Denkt daran. Ihr tanzt als ein Paar zusammen. Sobald ihr euren Partner beim Tanzen blockiert, blockiert ihr auch euch selber. Und das wollt ihr doch nicht, oder?

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