Tango Vals, Vals Cruzado*, Vals Criollo**
sind verschiedene Begriffe für denselben Tanz, einen Walzer der weitgehend mit Tangoschritten getanzt wird, der allerdings keineswegs nur die schnellere Version eines Tangos ist.
Hier ein Beispiel für einen Tangowalzer, getanzt von Filippo Avignonesi und Anna Jegorova bei der Abschlußmilonge ihres Tangoworkshops in der Villa La Rogaia. Im Anschluß daran tanzen sie einen Tango.
Obwohl die Schritte ähnlich sind, ist doch der Charakter der beiden Tänze völlig unterschiedlich.
An dieser Stelle möchte ich auch gleich noch mit einem weitverbreiteten Missverständnis aufräumen, nämlich dem, dass Tango Vals schwer zu tanzen sei.
Viele Tänzer bleiben bei Tango Vals frustriert sitzen, weil sie glauben, dass dieser viel schwerer sei, als Tango.
Das Gegenteil ist der Fall.*
Im Gegenatz zum Wiener Walzer werden beim Tango Walzer normalerweise nicht alle drei Taktschläge des ¾ Taktes getanzt. Vielmehr tanzt man meistens auf dem betonten ersten Taktschlag, der 1 von 1-2-3 .
Das liegt daran, dass sich der Tangowalzer ursprünglich in erster Linie aus den französischen Musette Walzern entwickelt hat, welche Argentinier, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Paris, damals die Kulturmetropole der Welt, reisten, von dort mitbrachten.
Die Musettewalzer waren zum einen schneller, als die Wiener Walzer, so dass es anstrengender war, alle drei Taktschläge, 1-2-3, zu tanzen.
Zum anderen ergab es sich wohl beim Tanzen in den Conventillos, den Mietskasernen von Buenos Aires, das die Tänzer unwillkürlich Tangoschritte mit Walzerschritten vermischten, weil sie die Tangoschritte gewohnt waren.
Natürlich ist es auch erlaubt, alle drei Taktschläge zu tanzen, und manchmal spielen die Tangoorchester auch drei Taktschläge mit annähernd gleicher Betonung.
Das ist aber doch recht schnell, und wäre für die ganze Dauer eines Tango Walzers auch ziemlich schweißtreibend und eher langweilig.
Häufiger kommt es vor, dass die sogenannte „Sincopa“ gespielt und getanzt wird. Das heißt, dass beispielsweise der erste und zweite Taktschlag 1 – 2 getanzt wird, während der dritte Taktschlag „stumm“ bleibt, also nicht getanzt wird.
Ein typisches Muster wäre dabei 1- (2 – 3) / 1- (2 – 3) / 1 – 2 – (3) / 1… Die (Klammer) wird nicht getanzt.
Möglich wäre auch, den ersten und dritten Taktschlag zu tanzen 1- (2 – 3) / 1- (2 – 3) / 1 – (2) – 3 / 1…
Welcher Schlag, außer der 1 betont wird, kommt darauf an, was das Orchester spielt. Am Anfang ist das nicht immer so leicht zu hören. Wichtig und fürs erste ausreichend, ist die 1 zu hören und zu tanzen. Wenn man dann ab und zu einen schnelleren Schritt an die 1 anfügt, macht man meistens nichts grob falsch, solange man danach wieder die 1 findet
Der Charakter des Tangowalzers ist eher heiter, beschwingt, mit flüssigen, runden, Bewegungen. Lange Pausen, wie beim Tango, gibt es beim Tango Walzer vergleichsweise selten.
Das heißt aber nicht, dass man ohne Punkt und Komma, wie blöde durchtanzt. Wie Tango und Milonga auch, ist der Tango Walzer in Phrasen eingeteilt, wie Sätze in einem Text.
Bei jedem Komma gibt es eine kurze Pause, nach jedem Punkt eine ein klein wenig längere Pause. Diese Pausen, so kurz sie auch im Vergleich zum Tango sind, solltet ihr auch tanzen.
Hier noch ein Beispiel vom Tangoworkshop mit Filippo Avignonesi und Candela Ramos in der Villa La Rogaia.
* Woher der Begriff „Vals Cruzado“ kommt, ist nicht ganz klar. Manche sagen, dass er sich darauf bezieht, dass man beim Tango Walzer oft umeinander herum tanzt, und dabei in Relation zum Tanzpartner, viele gekreuzte Schritte macht.
Andere meinen, dass der Begriff daher kommt, dass man den ursprünglich europäischen Walzer auf argentinische Weise abgewandelt hätte und er dadurch „gekreuzt“, also etwas seltsam oder „schräg“ (das kann „cruzado“ auch heißen), also auf alle Fälle nicht dem Original entsprechend, getanzt worden wäre.
*²(sprich: Vals Crioscho, Conventischo, im argentinischen Spanisch wird Doppel – L wie“sch“ gesprochen)
Vals Criollo, kreolischer Walzer, heißt es, weil die Bewohner von Buenos Aires, oft Mischlinge teils spanischer, teils einheimischer also indianischer Herkunft waren, vor allem bei den einfachen Leute der argentinischen Unterschicht, wo der Tango entstand.
Und warum ist Tango Vals jetzt eigentlich leichter zu tanzen, als Tango?
Aus drei Gründen:
Zum einen ist der erste betonte Taktschlag von 1-2-3 normalerweise leichter zu hören, als der erste betonte Taktschlag des 4/4 Takts 1-2-3-4 bei vielen Tangos.
Zum anderen ist der Tango Vals, zumindest wenn man nur auf den betonten ersten Schlag tanzt, nicht wirklich schneller, als ein Tango bei dem man auf zwei Schläge eines 4/4 Taktes geht. Man tanzt also den eigentlich schnelleren Tanz langsamer.
Die meisten Tangos haben wesentlich mehr Rhythmusvariationen als der Tango Vals, auf die man sich als Tänzer immer wieder neu einstellen muss. Dieser bleibt mit seinem durchgängigen 3/4 Takt über das ganze Stück hinweg weitgehend konsistent.
Auf das durchgehende, einfache 1-2-3 Muster kann man sich also verlassen, solange man noch nicht so weit ist, mit Rhythmus-Spielereien zu beginnen.
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