Wofür sind Figuren gut?

Wofür sind Figuren gut?

Da  stellt sich die Frage, was ist eigentlich eine „Figur“ beim Tangotanzen? Wie definiere ich „Figur“.

Für mich ist das klar. Eine Figur ist ein vorher festgelegtes choreographisches Element, eine Schrittfolge etwa, die Mann oder Frau auswendig gelernt hat, und dann auf der Tanzfläche nachvollziehen kann. Das ist in Ordnung, ich liebe Tanzstücke mit schönen / interessanten /pfiffigen /außergewöhnlichen Choreographien.

 

Tangokurs, La Rogaia Tangoreisen 2014

 

Choreographien mit ihren vorgefertigten Figuren sind eine unverzichtbare Hilfe, wenn Profitänzer Abend für Abend das gleiche Stück in gleichbleibend hoher Qualität auf die Bühne bringen wollen.

Die Tänzer haben ein Gerüst, an das sie sich halten können. Auch wenn ein Tänzer oder ein Tanzpaar einmal keinen so guten Tag haben, können Besucher einer Tangoshow sich darauf verlassen, dass die Show ein hohes Niveau hat. Auf der vollen Tanzfläche haben Tänzer die einer vorher einstudierten Choreographie folgen, allerdings einen entscheidenden Nachteil (außer alle Tänzer würden nach der selben Choreographie tanzen).

Es steht immer jemand im Weg!

Tangokurs 31. 8. bis 7. 9. 2013, Villa La Rogaia

Tango tanzt man nicht allein. Beim Tanz in der „Ronda“, der Runde aller Tänzer auf der  Tanzfläche helfen auswendig gelernte Choreographien und Figuren nicht weiter.

Gerade beim Tango, wo der Tanz immer in der „Ronda“, der Runde der Tänzer weitergeht, beständig im Fluß ist, kommt man mit einer Choreographie nicht wirklich weit. Das fängt bereits mit dem ersten Rückwärtsschritt des sogenannten „Paso Basico“ an (erfunden von Antonio Todaro, einem legendären Tänzer und Ihr ahnt es – Choreographen.

Wer einmal einen Kurs bei uns gemacht hat, weiß, dass wir keinen Grundschritt und keine Figuren im Sinn einer Choreographie unterrichten.

Dafür legen wir mehr Wert auf Musikalität, Harmonie mit dem Partner, Körperwahrnehmung, die Fähigkeit sich auf der Tanzfläche kontrolliert zu bewegen und in Harmonie mit den anderen Paaren zu tanzen. – Kurz alles was man im wahren Leben auf der Tanzfläche braucht.

Wozu können also Figuren für „normale“ Tänzer, die nicht in einer Tangoshow tanzen, nützlich sein?

Nun, zum einen kann es Spaß machen, etwas Neues auszuprobieren, neue Bewegungsmöglichkeiten kennenzulernen, auszuprobieren und in seinen eigenen Tanz einzubauen, sofern sie mit der Musik übereinstimmen, und nicht Harmonie und Tanzfluß stören.

Zum anderen bieten Figuren die Möglichkeit, die eigenen Bewegungsabläufe zu überprüfen. Die Haltung, den Kontakt zu Partner oder Partnerin, die Position auf der Tanzfläche, die Armhaltung, eventuelle Blockaden und, und, und…

Allerdings muß man dazu bereits eine solide Basis haben, oder einen Tangolehrer, der genau erklären kann, warum eine Figur, eine Sequenz, ein Bewegungsablauf funktioniert, nicht nur welche Schritte man auswendig machen muß.

Wenn eine „Figur“ also nicht funktioniert, überlegt, was an Eurer Basis, den Grundlagen Eures Tanzes nicht funktioniert, und hier habt gute Chancen, beides zu verbessern.

Und vergesst eines nicht: Die Figuren kommen beim Tango zuletzt

 

 

Und es sieht so leicht aus…

…wenn Fabiàn Salas und Lola Diaz Tango tanzen.

Wenn Ihr bereits einen Tango Kurs mit Fabiàn gemacht habt, werdet Ihr Euch an diesen Spruch von ihm erinnern. „This looks easy but is difficult.“. Bei nächster Gelegenheit gefolgt von „This looks difficult but is easy.“ . Beides in Verbindung mit einem wissenden Grinsen und einem schalkhaften Blitzen in den Augen.

Tatsache ist, dass fast alles leicht aussieht, wenn Fabiàn und Lola zusammen Tango tanzen.

Auch bei diesem Auftritt

Schaut es Euch an!

Was ist eigentlich Milonga?

Wer anfängt, Tango Argentino zu tanzen, hört unweigerlich schon nach kurzer Zeit immer wieder den Begriff „Milonga“.

Milonga, schnelles, rhythmisches Spiel mit den Füßen

Milonga, schnelles, rhythmisches Spiel mit den Füßen. Keine Angst! Es ist nicht so schwer, wie man auf den ersten Blick meinen  könnte.

Da stellt sich die Frage, was ist eigentlich Milonga?

Da Milonga mehrere verschiedene Dinge bezeichnet, kann man, gerade als Tango Anfänger doch einigermaßen verwirrt werden.
Allerdings ist die Antwort nicht allzu schwer.

 

 

Ursprünglich war die Milonga eine Art der musikalischen Nachrichtenübermittlung.
Neuigkeiten wurden von fahrenden Sängern, den Pajadores, ähnlich den Bänkelsängern in Deutschland, weiterverbreitet. Die Lieder die sie dabei sangen wurden Milongas genannt.

Die Milonga ist aber auch ein Tanz, eine Vorläuferin des Tango Argentino, entstanden aus der Candombe, einem rituellen Tanz der afrikanischen Sklaven.

Zum Tango Argentino gehören nämlich nicht nur der Tango, sondern auch die Milonga und der Vals Cruzado oder Vals Criollo.

Vergleichbar ist die Milonga als Tanz mit der Polka, von der sie auch beeinflusst wurde (Einwanderer aus Mittel- und Osteuropa hatten die Polka in ihrem musikalischem Gepäck dabei). Sie ist normalerweise schneller, fröhlicher und man könnte sagen, erdiger als der Tango. Oft wird sie auch als die fröhliche Schwester des Tango bezeichnet.

Im Gegensatz zum Tango (zumindest bei Orchestern wie Di Sarli oder Pugliese), bei dem die Pause, das Innehalten während des Tanzens, ein wichtiges Gestaltungselement ist, ist bei der Milonga der Rhythmus durchgängig, treibend, ursprünglich im 2/4 Takt, später öfter im 4/4 Takt.

Beim Rhythmus der Milonga, muss ich immer an Gauchos denken, die auf ihren Pferden über die Pampa galoppieren: Dam dada dam dam, Dam dada dam dam :-)

 

Hier ein Beispiel für eine lustige Milonga, getanzt von Daniela Pucci und Luis Bianchi.

 

Es gibt zwei verschiedene Typen der Milonga.

Zum einen die Milonga Lisa, bei der normalerweise auf jeden betonten Taktschlag ein Schritt getanzt wird.

Zum anderen die „Milonga con Traspié“, bei der die Tänzer kleine, schnelle Schritte im verdoppelten Rhythmus tanzen (Zum Beispiel drei Schritte, wobei auch auf den unbetonten Taktschlag zwischen den zwei betonten Taktschlägen getanzt wird, was den Tanz natürlich schneller macht), das kann man entweder nur vorwärts, in der Tanzrichtung tanzen oder eine Bewegung in eine bestimmte Richtung antäuschen, um diese gleich wieder zurückzunehmen (Traspié).

Das tänzerische Spiel mit dem Rhythmus, das man auch auf kleinstem Raum machen, hilft, die Musik besser zu interpretieren und auch auf der vollen Tanzfläche noch interessant zu tanzen.

Auch wenn das jetzt für den einen oder anderen kompliziert klingen mag, ist es das nicht, weil man bei der Milonga dafür so gut wie keine komplizierten Figuren macht, sondern eher mit dem Rhythmus spielt.

Gut bei dieser Milonga von Roxana Suarez und Sebastian Achaval gibt es beides, aber die sind auch Klassetänzer, die man als normaler Milongabesucher zwar als Inspiration nehmen kann, mit denen man sich aber nicht vergleichen muss.

 

Auf einer Milonga werden sowohl Tango als auch Vals und Milonga getanzt.

Und damit sind wir schon bei den nächsten Bedeutungen des Wortes Milonga.

Milonga ist nicht nur der Name für den oben geschilderten Tanz, sondern auch der Name für eine, meistens regelmäßig stattfindende, Tangotanzveranstaltung.

Die altgedienten Tangotänzer in Buenos Aires, die seit vielen Jahren Tag für Tag, und/oder Nacht für Nacht, zum Tango tanzen, zu einer Milonga gehen, werden deshalb auch nicht etwa Tangueros genannt, sondern Milongueros.

 

Ja und noch eine weitere Bedeutung hat das Wort Milonga.

Es bezeichnet nämlich auch den Veranstaltungsort, an dem eine Milonga stattfindet.

Ursprünglich war eine Milonga der Ort, an dem die schwarzen Argentinier (das konnten sowohl Sklaven als auch Freie sein) sich trafen um zu tanzen.

Man kann also als Tangotänzer in eine Milonga zu einer Milonga gehen und dort Milonga tanzen, – aber eben vor allem auch Tango.
Die Milonga ist untrennbar mit dem Tango verbunden, so wie zum Wiener Walzer auch untrennbar die Polka gehört.

Milonga zu tanzen macht wirklich Spaß, und ist nicht schwer.

Ich höre immer wieder, dass man Milonga erst tanzen könne, wenn man bereits eine Weile Tanzerfahrung mit dem langsameren Tango habe.
Ihr wird dann oft der Nimbus des Schweren, für Anfänger Ungeeigneten angehängt.

Ich halte das für ausgemachten Quatsch.
Ich habe von Anfang an, selbst als blutiger Anfänger gerne Milonga getanzt. Meistens fand ich das sogar leichter als Tango tanzen.
Klar, die Milonga hat einen anderen Charakter als der Tango. Aber wenn man das weiß, ist sie nicht schwer zu lernen.
Wenn Ihr Tango tanzen wollt, solltet Ihr unbedingt auch Milonga lernen, damit Ihr bei einer Milongatanda nicht frustriert die Tanzfläche verlassen müsst, weil – „ …wir Milonga noch nicht gelernt haben…“.

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