Wofür sind Figuren gut?
Da stellt sich die Frage, was ist eigentlich eine „Figur“ beim Tangotanzen? Wie definiere ich „Figur“.
Für mich ist das klar. Eine Figur ist ein vorher festgelegtes choreographisches Element, eine Schrittfolge etwa, die Mann oder Frau auswendig gelernt hat, und dann auf der Tanzfläche nachvollziehen kann. Das ist in Ordnung, ich liebe Tanzstücke mit schönen / interessanten /pfiffigen /außergewöhnlichen Choreographien.
Choreographien mit ihren vorgefertigten Figuren sind eine unverzichtbare Hilfe, wenn Profitänzer Abend für Abend das gleiche Stück in gleichbleibend hoher Qualität auf die Bühne bringen wollen.
Die Tänzer haben ein Gerüst, an das sie sich halten können. Auch wenn ein Tänzer oder ein Tanzpaar einmal keinen so guten Tag haben, können Besucher einer Tangoshow sich darauf verlassen, dass die Show ein hohes Niveau hat. Auf der vollen Tanzfläche haben Tänzer die einer vorher einstudierten Choreographie folgen, allerdings einen entscheidenden Nachteil (außer alle Tänzer würden nach der selben Choreographie tanzen).
Es steht immer jemand im Weg!
Gerade beim Tango, wo der Tanz immer in der „Ronda“, der Runde der Tänzer weitergeht, beständig im Fluß ist, kommt man mit einer Choreographie nicht wirklich weit. Das fängt bereits mit dem ersten Rückwärtsschritt des sogenannten „Paso Basico“ an (erfunden von Antonio Todaro, einem legendären Tänzer und Ihr ahnt es – Choreographen.
Wer einmal einen Kurs bei uns gemacht hat, weiß, dass wir keinen Grundschritt und keine Figuren im Sinn einer Choreographie unterrichten.
Dafür legen wir mehr Wert auf Musikalität, Harmonie mit dem Partner, Körperwahrnehmung, die Fähigkeit sich auf der Tanzfläche kontrolliert zu bewegen und in Harmonie mit den anderen Paaren zu tanzen. – Kurz alles was man im wahren Leben auf der Tanzfläche braucht.
Wozu können also Figuren für „normale“ Tänzer, die nicht in einer Tangoshow tanzen, nützlich sein?
Nun, zum einen kann es Spaß machen, etwas Neues auszuprobieren, neue Bewegungsmöglichkeiten kennenzulernen, auszuprobieren und in seinen eigenen Tanz einzubauen, sofern sie mit der Musik übereinstimmen, und nicht Harmonie und Tanzfluß stören.
Zum anderen bieten Figuren die Möglichkeit, die eigenen Bewegungsabläufe zu überprüfen. Die Haltung, den Kontakt zu Partner oder Partnerin, die Position auf der Tanzfläche, die Armhaltung, eventuelle Blockaden und, und, und…
Allerdings muß man dazu bereits eine solide Basis haben, oder einen Tangolehrer, der genau erklären kann, warum eine Figur, eine Sequenz, ein Bewegungsablauf funktioniert, nicht nur welche Schritte man auswendig machen muß.
Wenn eine „Figur“ also nicht funktioniert, überlegt, was an Eurer Basis, den Grundlagen Eures Tanzes nicht funktioniert, und hier habt gute Chancen, beides zu verbessern.
Und vergesst eines nicht: Die Figuren kommen beim Tango zuletzt