In all den Jahren, die ich jetzt schon Tango tanze und Tangoreisen organisiere, habe ich viele Tangolehrer erlebt. Von allen habe ich etwas gelernt. Von manchen sehr viel.
Einer der Tangolehrer die sich mir am meisten eingeprägt haben, war der inzwischen verstorbene Eduardo Aquirre.
Ich habe Eduardo nicht so sehr als Lehrer erlebt, der viel theoretisch erklärte.
Wie viele der argentinischen Milongueros gehörte er eher zu denjenigen, die etwas vormachten, und es dann die Schüler nachmachen ließ.
Das Erklären überließ Eduardo lieber seiner damaligen Partnerin Yvonne. Zumindest schien es mir immer so.
Was für mich aber viel wichtiger war, war Eduardos Gefühl für die Musik (Ich glaube, er konnte jedes Tangolied auswendig singen und ganze Abende damit gestalten).
Und – er wusste alles über Rhythmus.
„Ritmo! Ritmo! Ritmo!“, ganz offensichtlich Eduardo Aquirres Lieblingswort in jedem Tangokurs,
Unvergesslich wird dabei für mich ein Wort bleiben, welches er im Unterricht permanent verwendete und zwar fast immer im Dreierpack.
„Ritmo! Ritmo! Ritmo!“
So trieb er uns Kursteilnehmer freundlich aber bestimmt an, wenn wir uns seiner Ansicht nach zu behäbig zu d´Arienzo oder anderen eher rhythmusbetonten Orchestern über die Tanzfläche bewegten.
Waren wir dann aufgewacht, und tanzten endlich zumindest einigermaßen mit der Musik, lächelte Eduardo sichtlich zufrieden und wohlwollend.
Bis zum nächsten „Ritmo! Ritmo! Ritmo!“
Es hat ein bißchen gedauert, bis ich anfing, das mit dem richtigen Rhythmus zu begreifen und praktisch umzusetzen. Dafür habe ich es jetzt so verinnerlicht, dass es mir jedesmal in den Sinn kommt, wenn ich an Tango denke – also jeden, naja, fast jeden Tag.
In diesem Sinne: „Ritmo! Ritmo! Ritmo!“
Hallo Wolfgang!
Mein Mann (den ich mir als einzigen Partner wünsche) hat genau dieses Problem: die Musik.
Die plötzlichen Rhythmuswechsel kommen immer überraschend und wir können nicht rechtzeitig reagieren.
Es kommt noch hinzu, in unserem Tango Café wird überwiegend Nuevo gespielt und, ich finde, Piazzolla genau wie Gotan Project, können recht chaotisch sein.
Ich mache sie oft an, in der Freizeit, um sie kennenzulernen.
Was empfiehlst du bei Tango Nuevo Musik? Wie händelt man dieses Problem?
Da müsste man zuerst einmal klären, was Du unter Tango Nuevo verstehst.
Piazzolla hat einmal den Begriff Tango Nuevo für seine konzertanten, die Grenzen des klassischen Tango sprengenden, Musikstücke geprägt (soweit ich weiß, als Antwort auf eine Frage in einem Interview).
Das heißt aber nicht, dass Tango Nuevo nur Piazzolla, Gotan Project, Narco Tango oder andere Elektro-Tangos bedeutet. Es gibt viele neue, gut tanzbare Tangos, die wie die meisten traditionellen Tangos für Tänzer geschrieben sind.
Die meisten typischen Piazzolla Stücke sind das nicht. Vielmehr handelt es sich dabei um konzertante Musik, die zum Zuhören gedacht ist (im Sinne moderner, klassischer Musik).
Es gibt einige Stücke von Piazzolla die mich zum Tanzen inspirieren, Oblivion beispielsweise.
Die meisten Piazzolla Stücke sind aber, vor allem auch aus der Sicht von Piazzolla selbst, weder zum Tanzen gedacht, noch geeignet.
Zu den meisten konzertanten Piazzolla Stücken gut zu tanzen, ist vergleichbar mit dem Tanzen zu klassischen Komponisten, sagen wir mal, dem von Piazzolla sehr geschätzten Johann Sebastian Bach.
Das ist für geschulte Ballett- oder Modern Dance Tänzer. Als Hobby Tangotänzer tut man sich da schwer und das ist meiner Meinung nicht erstrebenswert (warum soll man sich das Leben schwerer machen als nötig).
Gotan Project inspiriert mich, wie die meisten mir bekannten Elektro-Tangos überhaupt nicht zum Tanzen. Die elektronischen Beats sind mir zu gleichförmig und langweilen mich eher. Wobei ich weiß, dass diese gleichförmige Rhythmik es dem ein oder anderen leichter macht, den Rhythmus zu halten.
Ich mache normalerweise Pause, wenn solche Tangos gespielt werden.
Traditionelle Tangos sind, abgesehen von Tango Cancion (also explizit gesungenen Liedern zum Zuhören), für Tänzer geschrieben und machen es diesen leicht, den Rhythmus zu finden.
Was ich immer wieder allen meiner Kursteilnehmer rate: Konzentriert Euch auf die Musik und tanzt mit einfachen Schritten. Verzichtet darauf, komplizierte Schrittsequenzen zu machen, die Ihr im Getümmel einer Milonga ohnehin nicht zu Ende bringen könnt, weil immer jemand im Weg steht.
In meinem Blog findest Du eine ganze Reihe von Artikeln zu diesem Thema, die Dir und Deinem Mann das Tänzerleben einfacher machen können.
Hier die Links zu ein paar davon und ansonsten hilft, viel traditionelle Tango Musik hören und dazu üben.
https://tango-kurs.com/ein-kleiner-tipp-zum-musikalischen-tanzen/
https://tango-kurs.com/tango-hren-knnt-ihr-lernen-und-solltet-ihr-auch-wenn-ihr-wirklich-gut-tanzen-wollt/
https://tango-kurs.com/und-dann-sind-wir-frustriert-sitzen-geblieben-die-5-grten-fehler-die-ihr-bei-einem-tangoanfngerkurs-machen-knnt-und-wie-ihr-diese-vermeidet/
https://tango-kurs.com/ihr-wollt-schn-tango-tanzen-konzentriert-euch-auf-die-musik/