Direkt zum kalten Bier! Die wundersame Kraft der Intencion

Wie sag ich der Dame* was ich von ihr will?

Eine Frage die sich beim Tango allen stellt, die in der Herrenrolle tanzen.
Bei anderen Tänzen gibt es dafür festgeschriebene Figuren, die beide Tanzpartner kennen und zur Not auch ohne Führung ausführen könnten.

Beim argentinischen Tango der ja komplett improvisiert ist, funktioniert das aber nicht.

Mit den Händen ziehen, zerren oder drücken soll man, wie jeder weiß, oder wissen sollte, auch nicht.

All das ist auch gar nicht nötig, denn um mitzuteilen, was wir gerne hätten, wohin der nächste Schritt gehen soll, haben wir ja die „Intencion“.

Intencion ist ein Begriff, der uns beim Tango tanzen immer wieder begegnet. Man kann Intencion als „Absicht“ übersetzen. Beim Tango wäre das aber zu kurz gegriffen.

Vielmehr bedeutet Intencion hier, der klare, deutliche Wille, die Entscheidung etwas zu tun.

Wenn es dabei um Bewegung geht, darum eine bestimmte Bewegung auszuführen, kommen dabei die Mechanismen unseres Körpers ins Spiel.

Wir können uns dabei unseren Körper als persönlichen Assistenten vorstellen, der für uns das tut, was wir getan haben wollen.

Jeder von uns hat tausendfach ein Glas angehoben, eine Tasse oder einen Kugelschreiber.

Die wenigsten könnten aber erklären, wie genau wir das tun, welche Synapsen, Nerven, Sehnen, Muskeln wir dafür in Bewegung setzen, oder ruhen lassen müssten.

Das Schöne daran ist, dass wir das auch gar nicht bewusst machen müssen, es funktioniert einfach.

Unser Körper weiß nämlich, wie´s geht und erledigt alles Nötige ohne unser aktives Zutun. Wir müssen nur die Entscheidung treffen.

Wenn wir aber keine Entscheidung treffen, keine klare Intencion haben, weiß unser Körper nicht, was er tun soll.

Das ist ein wenig so, als würde ein Chef seinem Assistenten sagen, „Machen Sie mal. Vielleicht…, oder vielleicht anders…, oder vielleicht doch nicht“

Das ganze ohne zu sagen, was der Assistent eigentlich machen soll, wie er es machen soll, und bis wann.

Da steht der Assistent erstmal da, ist ratlos, und tut gar nichts.

Beim Tanzen ist es nicht anders. Solange Du keine Entscheidung getroffen hast, tut Dein Körper erstmal gar nichts (außer hoffentlich die lebenserhaltenden Funktionen aufrecht zu erhalten).

Aber sobald Du entschieden hast, beispielsweise einen Schritt nach vorn zu machen, bereitet Dein Körper das für Dich vor.

Er leitet alle notwendigen Schritte ein, um diesen Schritt ausführen zu können. Du musst nichts zusätzlich dafür tun.

Der Körper Deiner Partnerin, wenn sie denn mit Dir wirklich Kontakt hat, spürt, was Dein Körper vorbereitet und bereitet sich wiederum vor, darauf zu reagieren.

Und dann geschieht das, was manche als Tango Voodo empfinden.

Ohne dass irgendetwas verbal mitgeteilt, oder ausdiskutiert wird, ohne dass man ziehen, oder schieben muss, bewegen sich die beiden Tanzpartner im Einklang in die gewünschte Richtung.

Das funktioniert in jede Richtung.

  • Wenn ich entscheide, einen Vorwärtsschritt zu machen, bereitet mein Körper alles Notwendige vor.
  • Wenn ich entscheide, einen Seitwärtsschritt zu machen, bereitet mein Körper alles Notwendige vor.
  • Wenn ich entscheide, einen Rückwärtsschritt zu machen, bereitet mein Körper alles Notwendige vor.

In keinem dieser Fälle brauche ich bewusst irgend etwas anderes zu tun, als die Entscheidung zu treffen. Auch meine Tanzpartnerin braucht nichts zu tun, als die Impulse aufzunehmen und die Bewegung geschehen zu lassen.

Klar, man kann an einer Bewegung ein bisschen feilen, sie eleganter oder dynamischer  machen, aber im Prinzip erledigen unsere Körper alles Notwendige für uns.

Und für das einfache, schöne Tanzen zur Musik in einer Milonga ist das völlig ausreichend.

Und was hat das jetzt mit dem kühlen Bier zu tun?

Bei unseren Kursen verwenden wir diesen Vergleich gerne, wenn es darum geht, den Herren und führenden Damen zu erklären, wie sie dynamisch vorwärts gehen sollen, ohne Angst davor, ihren Tanzpartnern auf die Füße zu treten.

„Es ist heiß und am anderen Ende der Tanzfläche wartet das kühle Bier. Dahin willst Du mit Deiner Dame, so schnell wie möglich“

Auch wenn das Bier nur virtuell ist, hilft diese Vorstellung erfahrungsgemäß dabei, dynamisch nach vorn zu gehen.

Und die Damen klinken sich ein und lassen die Herren natürlich nicht allein zum kühlen Bier gehen.

Okay, vielleicht doch ein bisschen Voodo, aber es funktioniert.

 

 

*Oder mit wem auch immer ich tanze

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