Einer der Gründe warum ich in Milongas das Auffordern mit Mirada und Cabeceo (also Blicken und Nicken) bevorzuge, ist, dass ich damit elegant das „ich will nicht zweite Wahl sein“ Problem umgehen kann (meistens jedenfalls).
Jetzt fragt Du Dich vielleicht, was um alles in der Welt meint er damit, was ist das „ich will nicht zweite Wahl sein“ Problem?
Ich muss dazu sagen, dass es meiner Erfahrung nach, hauptsächlich Männer betrifft. Zumindest habe ich es umgekehrt noch nie gehört.
Gut, stell Dir also vor, Du bist in der Milonga, Dir gegenüber sitzen nebeneinander mehrere Tänzerinnen, die allem Anschein nach tanzen wollen. Woran Du das erkennst (zumindest meistens)?
Nun, sie studieren nicht intensiv die Nachrichten auf ihren Handys, unterhalten sich nicht angeregt mit ihren Nachbarinnen, sondern wippen mit den Füßen oder dem ganzen Körper den Takt mit und suchen Blickkontakt.
Mit Mirada und Cabeceo wäre es jetzt kein Problem, diesen Blickkontakt zu erwidern und sich nonverbal zum Tanzen zu verabreden.
Wenn aber dummerweise keine von ihnen in Deine Richtung schaut, wenn Du sie anschaust, irgendwelche anderen Leute immer in Eure Blickachse marschieren, die Beleuchtung zu dunkel ist, um die Augen des anderen zu sehen, oder Du oder die Dame einfach nicht wissen, was Mirada und Cabeceo ist, funktioniert das nicht.
Blöde Situation, die Damen würden gerne tanzen (denkst Du zumindest), Du würdest gerne tanzen…
Du gehst also zu der Dame die Du Dir auserkoren hast, und fragst sie freundlich, ob sie tanzen will.
Und jetzt kommt der dumme Moment. Die Auserwählte gibt Dir einen Korb.
Natürlich gibt es auf jeder Milonga Männer die sich zu Recht jede Menge Körbe einsammeln.
Zu denen gehörst Du aber normalerweise nicht.
Die Wahrheit aber ist: Dieser Korb muss absolut nichts mit Dir zu tun haben.
Vielleicht wartet die Dame nur gerade auf ihren Mann, Freund, Tanzpartner, oder den gerade angesagten Tangolehrer, mit dem sie diese Tanda tanzen will.
Vielleicht hat sie gerade mehrere Tandas am Stück getanzt und will einfach eine kleine Pause machen.
Vielleicht hat sie sich den Knöchel verknackst, oder laboriert noch an einem blauen Fleck am Bein, den ihr eine Dame aus Gancho City zugefügt hat.
Wie gesagt, alles Dinge die mit Dir überhaupt nichts zu tun haben.
Also gut, Du verstehst das, fasst Dir ein Herz und fragst ihre Nachbarin (Du möchtest halt einfach tanzen, hattest beim Auffordern eigentlich keine wirklichen Präferenzen und musstest eben ganz praktisch bei einer der Damen anfangen).
Aber jetzt kommt´s. Auch diese Dame lehnt jetzt ab und meint etwas indigniert, dass sie ja nicht nur „zweite Wahl“ sein möchte.
Schon ist´s vorbei mit der Tanda, weil die nächste Tänzerin die Du fragen könntest, ja auf keinen Fall dritte Wahl sein will (Und das obwohl beide eigentlich wirklich gern tanzen würden. Die Angst davor irgendwie das Gesicht zu verlieren, scheint da doch ziemlich groß zu sein.).
Wenn mir jetzt jemand sagt, dass so etwas doch nur ganz selten passieren würde, kann ich nach 30 Jahren Tango-Erfahrung nur entgegnen, – Nein, das sieht und erlebt man auf jeder Milonga.
So und hier meine Frage an die Damenwelt.
Ist die Frage erste oder zweite Wahl wirklich so wichtig, dass Ihr lieber aufs Tanzen verzichtet, als nur als „zweite Wahl“ zu erscheinen?
Alles unter der Voraussetzung, dass der Herr der Euch auffordert, nett und kein miserabler Tänzer ist.
Auf Eure Antworten (natürlich auch auf die der Herren) bin ich schon gespannt.
P.S. Fast überflüssig zu sagen, dass es dieses Problem mit Mirada und Cabeceo nicht gibt.
Ich (Dame), bin leider außen vor bei dieser Frage, denn ich gehe zu einer Milonga und tanze da (GSD) nur mit meinem Begleiter, meinem Mann.
Es mag sein, dass mir viel interessantes entgeht, aber wir fühlen uns so ganz gut. Wir haben schon mal mit guten Freunden getanzt (aus Höflichkeit) aber wir beide sind für uns die besten Tanzpartner.
Du hast gefragt. :))
Was bedeutet denn GSD?