Was ist eigentlich Milonga?

Wer anfängt, Tango Argentino zu tanzen, hört unweigerlich schon nach kurzer Zeit immer wieder den Begriff „Milonga“.

Milonga, schnelles, rhythmisches Spiel mit den Füßen

Milonga, schnelles, rhythmisches Spiel mit den Füßen. Keine Angst! Es ist nicht so schwer, wie man auf den ersten Blick meinen  könnte.

Da stellt sich die Frage, was ist eigentlich Milonga?

Da Milonga mehrere verschiedene Dinge bezeichnet, kann man, gerade als Tango Anfänger doch einigermaßen verwirrt werden.
Allerdings ist die Antwort nicht allzu schwer.

 

 

Ursprünglich war die Milonga eine Art der musikalischen Nachrichtenübermittlung.
Neuigkeiten wurden von fahrenden Sängern, den Pajadores, ähnlich den Bänkelsängern in Deutschland, weiterverbreitet. Die Lieder die sie dabei sangen wurden Milongas genannt.

Die Milonga ist aber auch ein Tanz, eine Vorläuferin des Tango Argentino, entstanden aus der Candombe, einem rituellen Tanz der afrikanischen Sklaven.

Zum Tango Argentino gehören nämlich nicht nur der Tango, sondern auch die Milonga und der Vals Cruzado oder Vals Criollo.

Vergleichbar ist die Milonga als Tanz mit der Polka, von der sie auch beeinflusst wurde (Einwanderer aus Mittel- und Osteuropa hatten die Polka in ihrem musikalischem Gepäck dabei). Sie ist normalerweise schneller, fröhlicher und man könnte sagen, erdiger als der Tango. Oft wird sie auch als die fröhliche Schwester des Tango bezeichnet.

Im Gegensatz zum Tango (zumindest bei Orchestern wie Di Sarli oder Pugliese), bei dem die Pause, das Innehalten während des Tanzens, ein wichtiges Gestaltungselement ist, ist bei der Milonga der Rhythmus durchgängig, treibend, ursprünglich im 2/4 Takt, später öfter im 4/4 Takt.

Beim Rhythmus der Milonga, muss ich immer an Gauchos denken, die auf ihren Pferden über die Pampa galoppieren: Dam dada dam dam, Dam dada dam dam :-)

 

Hier ein Beispiel für eine lustige Milonga, getanzt von Daniela Pucci und Luis Bianchi.

 

Es gibt zwei verschiedene Typen der Milonga.

Zum einen die Milonga Lisa, bei der normalerweise auf jeden betonten Taktschlag ein Schritt getanzt wird.

Zum anderen die „Milonga con Traspié“, bei der die Tänzer kleine, schnelle Schritte im verdoppelten Rhythmus tanzen (Zum Beispiel drei Schritte, wobei auch auf den unbetonten Taktschlag zwischen den zwei betonten Taktschlägen getanzt wird, was den Tanz natürlich schneller macht), das kann man entweder nur vorwärts, in der Tanzrichtung tanzen oder eine Bewegung in eine bestimmte Richtung antäuschen, um diese gleich wieder zurückzunehmen (Traspié).

Das tänzerische Spiel mit dem Rhythmus, das man auch auf kleinstem Raum machen, hilft, die Musik besser zu interpretieren und auch auf der vollen Tanzfläche noch interessant zu tanzen.

Auch wenn das jetzt für den einen oder anderen kompliziert klingen mag, ist es das nicht, weil man bei der Milonga dafür so gut wie keine komplizierten Figuren macht, sondern eher mit dem Rhythmus spielt.

Gut bei dieser Milonga von Roxana Suarez und Sebastian Achaval gibt es beides, aber die sind auch Klassetänzer, die man als normaler Milongabesucher zwar als Inspiration nehmen kann, mit denen man sich aber nicht vergleichen muss.

 

Auf einer Milonga werden sowohl Tango als auch Vals und Milonga getanzt.

Und damit sind wir schon bei den nächsten Bedeutungen des Wortes Milonga.

Milonga ist nicht nur der Name für den oben geschilderten Tanz, sondern auch der Name für eine, meistens regelmäßig stattfindende, Tangotanzveranstaltung.

Die altgedienten Tangotänzer in Buenos Aires, die seit vielen Jahren Tag für Tag, und/oder Nacht für Nacht, zum Tango tanzen, zu einer Milonga gehen, werden deshalb auch nicht etwa Tangueros genannt, sondern Milongueros.

 

Ja und noch eine weitere Bedeutung hat das Wort Milonga.

Es bezeichnet nämlich auch den Veranstaltungsort, an dem eine Milonga stattfindet.

Ursprünglich war eine Milonga der Ort, an dem die schwarzen Argentinier (das konnten sowohl Sklaven als auch Freie sein) sich trafen um zu tanzen.

Man kann also als Tangotänzer in eine Milonga zu einer Milonga gehen und dort Milonga tanzen, – aber eben vor allem auch Tango.
Die Milonga ist untrennbar mit dem Tango verbunden, so wie zum Wiener Walzer auch untrennbar die Polka gehört.

Milonga zu tanzen macht wirklich Spaß, und ist nicht schwer.

Ich höre immer wieder, dass man Milonga erst tanzen könne, wenn man bereits eine Weile Tanzerfahrung mit dem langsameren Tango habe.
Ihr wird dann oft der Nimbus des Schweren, für Anfänger Ungeeigneten angehängt.

Ich halte das für ausgemachten Quatsch.
Ich habe von Anfang an, selbst als blutiger Anfänger gerne Milonga getanzt. Meistens fand ich das sogar leichter als Tango tanzen.
Klar, die Milonga hat einen anderen Charakter als der Tango. Aber wenn man das weiß, ist sie nicht schwer zu lernen.
Wenn Ihr Tango tanzen wollt, solltet Ihr unbedingt auch Milonga lernen, damit Ihr bei einer Milongatanda nicht frustriert die Tanzfläche verlassen müsst, weil – „ …wir Milonga noch nicht gelernt haben…“.

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Tango Vals, Vals Cruzado, Vals Criollo

5 thoughts on “Was ist eigentlich Milonga?

  1. Diese kurzen schnellen Milonga Zeppelschritte werden oftmals auch bei Salon Tango verwendet. Stört mich ungemein. Wie stehen Sie dazu? Erlösen Sie mich von meiner Quahl und antworten Sie bitte.

    • Hallo Herr Wallner,
      erstaunlicherweise ist Ihre Frage mir erst jetzt angezeigt worden, sonst hätte ich Ihnen schon früher geantwortet. Aber die Wege des Internets und der WordPress Software sind manchmal unergründlich.
      Tango de Salon wird normalerweise eher elegant, getragen getanzt, ruhig mit langen Schritten, sofern die Situation auf der Tanzfläche das erlaubt.
      ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir dasselbe meinen, wenn wir von Salon Tango oder Tango de Salon sprechen.
      Für mich ist zum Beispiel Carlos di Sarli ein typisches Orchester für Tango de Salon. Aber auch viele Stücke von Annibal Troilo oder frühe Stücke von Pugliese bieten sich meiner Meinung nach dafür an (die Liste der Orchester ist natürlich weit davon entfernt, vollständig zu sein. Ich habe nur, für mich offenkundige, Beispiele aufgeführt).
      Generell gilt, dass die Musik uns Tänzern vorgibt, wie wir tanzen sollten. Ist die Musik ruhig und getragen, oder elegant schwingend, sollten wir dementsprechend tanzen (Das heißt aber nicht, ohne Dynamik). „Trippelschritte“ passen da meiner Meinung nach eher nicht. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Das kommt ganz auf die Musik an, die wir gerade interpretieren.
      Wenn die Musik schnell und rhythmisch ist (Paradebeispiel Juan d´Arienzo aber auch Donato oder flottere Stücke von Canaro, die Liste ist natürlich auch hier bei weitem nicht vollständig) sind dagegen kurze schnelle Schritte durchaus angebracht und eine schöne Sache, weil man mit diesen Schritten mit dem Rhythmus spielen kann.
      Zappel- oder Trippelschritte sind das allerdings nicht. Die kurzen, im doppelten Tempo getanzten Schritte, die sogenannten Cortes, sollten nie zappelig sein, sondern knackig, dynamisch, den Rhythmus betonend. Wenn diese Schritte zeppelig, zappelig, wabbelig oder sonstwie undefiniert und unkontrolliert sind, läuft irgendwas falsch.

      Aber letztlich ist es ja Ihre Entscheidung als Führender (ich nehme jetzt einfach mal an, dass Sie üblicherweise in dieser Rolle tanzen) welche Art von Schritten Sie machen, beziehungsweise welche Art von Schritten Sie führen. Insofern sollte das für Sie eigentlich kein Problem sein, und bräuchte Sie auch überhaupt nicht zu stören, – oder?

  2. Bei der Milonga–diese kurzen schnellen Zeppelschritte ( werden oftmals bei SalonTango verwendet.) –Stört mich ungemein. Wie stehen Sie dazu? Danke

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