Tangomusiker-Legende Horacio Salgán im Alter von 100 Jahren gestorben

Horacio Salgán 1916-2016
Im biblischen Alter von 100 Jahren starb letzten Freitag der große Komponist und Orchesterleiter Horacio Salgán.

Mit ihm starb der letzte Musiker, der noch die zweite Goldene Zeit des Tango selbst erlebte.

Für mich ist diese Nachricht ganz persönlich bedeutsam, war doch eine eine der ersten Tango CDs die ich mir kaufte, von Horacio Salgán.

Damals hatte ich noch wenig Ahnung von Tangomusik, aber mir gefiel die experimentelle Art seiner Arrangements.

Das man darauf eher schwer tanzen konnte, wurde mir erst später bewusst. Allerdings war das zu einer Zeit, in der ich, wie viele andere auch, die Musik von Astor Piazzola für normale Tangotanzmusik hielten.

Hier einige interessante Bemerkungen zu Horacio Salgán

Auf deutsch hier:

Horacio Salgán 100-jährig gestorben

 

Ein Interview mit Horacio Salgán von Oscar Himschoot auf spanisch:

Entrevista a Horacio Salgán

oder auf englisch:

Interview to Horacio Salgán

 

Eine Diskographie von Salgán (nur Tango und Orchester) hier:

Diskographie

Vielen Dank an „El Cid“ Rodrigo für diese Mitteilung und die Links.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stillness in Movement…

„Stillness in movement. The paradox of Argentine tango“

Unter diesem Titel hat mein Freund Steve Morrall wieder einen Artikel über Musikalität im Tango geschrieben.

Steve Morrall am Klavier in der Villa La Rogaia

Steve Morrall in der Villa La Rogaia

Steve ist Tangolehrer, Musiker und Komponist, mit einem nahezu unerschöpflichem Wissen über Musikalität beim Tangotanzen und Tangospielen.

Er straft all diejenigen Lügen, die behaupten, man müsste Argentinier sein, um Tangomusik verstehen zu können.

Steve zeigt in seinem Unterricht wie jeder ein besserer Tänzer werden kann indem er (oder sie) wirklich der Musik zuhört und sie von den Ohren direkt in die Beine befördert.

Wenn Du besser Tango tanzen willst und einigermassen englisch sprichst, beherzige meinen Rat und lies den Artikel. Es lohnt sich.

Hier gehts zum Artikel „Stillness in movement“

Schluss mit diesem dummen Mythos!

Tango

Wer gut Tango tanzen will, muss lernen, die Musik zu hören. Das ist viel leichter, als mancher uns glauben machen will.

Neulich in der Milonga war es wieder mal soweit.

Meine Frau tanzte mit einem Tänzer, der zwar nicht schön oder elegant, dafür aber SEHR aktiv tanzte. Als sie nach der Tanda wiederkam, und ich sie fragte, wie es gewesen sei, meinte sie nur, „Der hat aber auch überhaupt keine Ohren.“

Leider sieht und spürt man (oder besser frau) das bei vielen Tänzern.

 

 

 

Sie lernen mehr schlecht als recht irgendwelche Figuren, gehen dann auf die Tanzfläche und betrachten die Tangos, zu denen sie „tanzen“,  nur als musikalisches Hintergrundrauschen.

Jammerschade, denn die Tangomusik, zumindest die im weitesten Sinne traditionelle, macht es den Tänzern leicht, gibt ihnen dauernd Hinweise und Vorschläge, wie sie leicht und schön tanzen könnten.

Natürlich ist es nicht immer allein die Schuld der Tänzer, dass sie nicht auf die Musik achten. Viele Tangolehrer werden schlichtweg ihrer Verantwortung nicht gerecht, ihren Schülern die Tangomusik nahezubringen.

Begründet wird das oft damit, dass „Europäer Tangomusik ohnehin nicht richtig hören oder verstehen können“. Ein ebenso dummer wie falscher Mythos, der leider von zu vielen verbreitet und geglaubt wird.

Leider wird dieser Mythos von etlichen Tango Aficionados, selbsternannten alten Milongueros und europäischen, ebenfalls selbsternannten, Hütern argentinischer Kultur eifrig gepflegt. Auch manch argentinische Tangolehrer übernehmen ihn gerne, weil dieser Mythos natürlich die eigene Autorität steigert.

Tatsache ist allerdings, dass kaum einer der „alten Milongueros“ die heute noch auf Europa-Unterrichtstourneen unterwegs sind, im Goldenen Zeitalter des Tangos gelebt oder getanzt hat.

Auch von den heutigen argentinischen Profitänzern hat kaum einer Tango mit der Muttermilch aufgesogen.

Zu guter Letzt haben ja auch große Teile der Tangomusik Ursprünge in Europa.

Beeinflusst wurde der Tango zum Beispiel vom Belcanto aus Süditalien, von Wiener Walzer und französischen Musette Walzern, von der böhmischen Polka und von einem typischen Instrument sächsischer Bergmannsorchester, dem Bandoneon.

Selbstverständlich kann daher (fast) jeder, der sich die Zeit nimmt, Tangos öfter zu hören, verstehen wie die Musik funktioniert, welche Besonderheiten die einzelnen Stücke haben, oder, ganz einfach und hilfreich im praktischen Leben auf der Tanzfläche,  welcher der drei Rhythmen des Tango Argentino, Tango, Vals oder Milonga überhaupt gerade gespielt wird.

Man muss dazu nicht die Biografie jedes Tangomusikers, Orchesterleiters oder Komponisten oder die Entstehungsgeschichte jedes Tangos kennen (obwohl das oft interessant, amüsant und berührend sein kann).

Aber das häufige Hören der Musik trägt erheblich dazu bei, dass wir besser tanzen. – Und das ohne dass es notwendig ist, dafür einen Kurs zu besuchen.

Also, nehmt Euch die Zeit, hört Tangos, Tango Valses und Milongas so oft ihr könnt. Es lohnt sich.

Das gilt für Männer und Frauen, die ja beide die Musik interpretieren sollen.

Ein Tipp für die Männer: Wenn Ihr aufhört in erster Linie viele Figuren machen zu wollen und stattdessen schön entspannt zur Musik tanzt, werdet Ihr Euch wundern, wie sehr Euch die Frauen dafür lieben.

Ein Tipp für die Frauen: Wenn Ihr nicht bei jedem Tanz Euer ganzes Repertoire an Verzierungen vorführt, egal ob es zur Musik passt, oder nicht, macht Ihr Euch und Euren Tanzpartnern das Tangoleben sehr viel einfacher und gewinnt an Eleganz.

Für Euch könnten auch folgende Artikel hilfreich sein:

Schau den Tango-Orchestern zu!

Stefano tanzt wunderbar.

Fallt nicht in die Figurenfalle!

Meine Tangomusikempfehlungen

 

 

Schau den Tango Orchestern zu!

Schau den Tango Orchestern zu!?

Was denn? Sollten wir ihnen nicht besser zuHÖREN?

Ja, natürlich sollen wir ihnen zuhören. Manchmal ist es aber hilfreich ihnen zuzuschauen, wie sie spielen, um ein besseres Verständnis für die Musik zu bekommen.

Schau, als Tangotänzer sind wir Teil des Orchesters, „Wir malen die Musik mit unseren Füßen“ – wie Carlos Gavito sagt.

Ich möchte hinzufügen: Wir malen die Musik genauso mit unserer Haltung, mit unserem Ausdruck, mit unserer Art mit unserem Tanzpartner und den anderen Tänzern zu kommunizieren.

Deswegen müssen wir uns dessen bewußt sein, was passiert, wenn ein Orchester spielt. Wir müssen verstehen, welche Instrumente gerade spielen welche still(er) bleiben.

Wir müssen lernen, die kleinen Überraschungen, welche das Orchester für uns Tänzer auf Lager hat, zu erkennen. Überraschungen, die unseren Tanz bereichern, interessanter werden lassen. – Falls wir sie bemerken und in unseren Tanz einbauen.

Hier zwei Beispiele von Juan D´Arienzo beim Dirigieren seines Orchesters. Ihr könnt sehen, welche Instrumente gerade im Vordergrund stehen, welche sich zurücknehmen, welche Instrumente der Musik Kraft und Energie geben.

Aber achtet auch auf die Pausen, die „Momente der Stille“ “ wie Steve Morrall sie nennt.

Zuerst „Loca“ –  „Verrückte“

 

Und hier der wohl berühmteste Tango der Welt „La Cumparsita“. Genießt die Energie und Spielfreude von D´Arienzo und seht, warum er  „El rey del compas“, „Der König des Rhythmus“ genannt wird.