Kondor, Jaguar und die große Tango Fauna, Meine Tango-Musikempfehlungen

Immer wieder werde ich von meinen Kursteilnehmern gefragt, welche Tango-CDs gut zum Üben sind.

Daher habe ich eine kleine Sammlung zusammengestellt mit unseren „Klassikern“, die wir selbst gerne hören und die wir oft bei unseren Kursen und bei den Tanzabenden in La Rogaia auflegen.

Mit den folgenden Tango Orchestern habt Ihr einen guten Grundstock an Tangomusik zum Üben.

Natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken,  aber da könnt Ihr Euch ja im Lauf der Zeit durcharbeiten.

 

 

Carlos di Sarli: Sehr elegant, klarer Rythmus aber auch mit längere Melodiepassagen ( -da schluchzen die Geigen), Betonung meist auf dem ersten und  dritten Taktschlag, nicht zu schnell, ideal für das Tanzen mit Pausen und Verzierungen mit dem Spielbein.

Als Auffrischung für meine Kursteilnehmer: Bei Di Sarli schwebt, gefühlt, der Kondor über die Anden.

Carlos Di Sarli: Las Grandes Orquestas Del Tango 2 CDs

 

 

 

 

Juan d´Arienzo : „El rey del compas“ (Der König des Rythmus), klarer, schneller, durchgängiger Rythmus, jeder Schlag wird fast gleichermaßen betont, ideal für das knackige Tanzen mit kurzen, schnellen Schritten (also ohne viel ausladendes Geschlenkere mit dem Spielbein) und das Spielen mit dem Rythmus (Verdoppeln)

Auch hier ein Ausflug in die lateinamerikanische Fauna. Während bei Di Sarli der Kondor über die Anden schwebt, passt meiner Meinung nach für D´ Arienzos Musik besser das Bild vom hungrigen Jaguar auf der Pirsch nach einem fetten Tapir (wer bei uns im Kurs war erinnert sich).

Juan D´Arienzo King of Rhythm

 

 

 

 

 

Anibal Troilo: Wohl der bekannteste Bandoneonspieler im Tango. Sein Bandoneon vererbte er an seinen Freund Astor Piazzola, den Begründer des Tango Nuevo.

Troilo gibt den Sängern seines Orchesters sehr viel Raum (im Gegensatz zu anderen Tangoorchestern). Das kann bei Tänzern die nicht wissen, was sie bei den Gesangspassagen tanzen sollen, manchmal ein wenig zu Unsicherheit führen.

Hier gilt: Der Sänger gehört zu den Melodieinstrumenten des Orchesters. Da mir kein traditioneller Tango bekannt ist, bei der der Sänger rappt (und auch kein moderner), tanzt man dazu alles, was man auch ansonsten beim melodiösen Teil eines Tangos tanzen würde, Pausen und/oder zirkuläre Bewegungen.

Über Troilo wird, obwohl sein Orchester für die Argentinier zu den vier großen Tango-Orchestern gehört (Troilo, Di Sarli, D´Arienzo, Pugliese), wie ich finde, bei uns erstaunlich wenig gesprochen.

Troilo Tangos sind mitunter sehr komplex und ähnlich wie die von Pugliese, auch nicht immer ganz einfach zu tanzen.

Man muss gut zuhören, die Pausen aushalten und sich auf die Musik einlassen, wird aber dann auch musikalisch reich belohnt.

Anibal Troilo: Grandes Exitos 2 CDs

Anibal Troilo: Amor y Tango

 

 

Osvaldo Pugliese; Der Dramatiker unter den Orchesterleitern, sehr klarer aber nicht zu schneller Rythmus, deutliche Pausen, ausgeprägter Unterschied zwischen vorwärtstreibenden und ruhigen Passagen.

Pugliese gilt als nicht ganz einfach zu tanzen, sagt einem aber sehr deutlich was man tun soll, wenn man sich einmal eingehört hat, sehr schön für das Gehen im Kreuzsystem.

Was das Tanzen zu Pugliese manchmal zur Herausforderung macht, ist, dass er uns manchmal, salopp gesagt, veräppelt.

Ein Beispiel: Nach einer ruhigen, melodiösen Passage in der man entweder Pause oder zirkuläre Bewegungen am Platz macht, kommen ein, zwei kräftige Taktschläge, die uns sagen „Jetzt geh los!“ Wenn wir das hören und weitergehen, wechselt das Orchester urplötzlich wieder zu einem melodischen Teil, ohne ausgeprägten Rhythmus, bei dem entschiedenes Gehen in der Tanzrichtung überhaupt nicht mehr passt.

Wenn man so will, ein Älabätsch-Moment, eine „Hast Du wirklich gedacht, ich mach´s Dir so einfach?“ musikalische Herausforderung.

Meistens ist das eine kurze Verzögerung, bevor die Tänzer dann von Puglieses Orchester wieder kräftigen Schritts in die Tanzrichtung weiter geschickt werden.

Kurz gesagt, bei Pugliese muss man genau zuhören, genauer noch als bei anderen Orchestern, deren Musik vorhersehbarer ist. Aber wenn man das tut, kann man eine Menge Spaß haben.

Auch hier gilt: Macht Euch das Tänzerleben einfach, denkt nicht so sehr darüber nach, welche vorgefertigten Figuren Ihr einbauen könnt, sondern achtet auf die Musik.

Osvaldo Pugliese 40 Grandes Exitos 2 CD

 

Francisco Canaro: Sehr gut tanzbar, klarer Rythmus, mittelschnell,

Canaro war in seiner Zeit einer der produktivsten Komponisten und hat sehr viel komponiert. Bei seinen Tangos gibt es daher auch viele, die nicht so aufregend sind (was aber gerade Anfängern oft zugute kommt, weil die sich leicht tanzen lassen).

Canaro Valses und Milongas gehören dagegen zu den Klassikern, die man auf fast jeder Milonga zu hören bekommt.

Francisco Canaro 40 Grandes Exitos 2 CDs

Francisco Canaro Bailando Tangos, Valses y Milongas

Francisco Canaro Valsecito Amigo

Francisco Canaro Milongueando con Canaro (ziemlich flott)

 

Alfredo de Angelis: Sehr gut tanzbar, klarer Rythmus, mittelschnell

Alfredo di Angelis: Adios Marinero

 

 Weitere Orchester, überwiegend Tango:

Angel D´Agostino: Yo soy de Parque Patricios

Angel Vargas: El Ruisenor del Tango

Elvino Vardaro: El Violin Mayor del Tango

Osvaldo Fresedo 40 Grandes Exitos 2 CDs

Miguel Calo EN FM Tango

Rodolfo Biagi, Grandes del Tango

Edgardo Donato

 

Überwiegend oder nur Valses und Milongas

Enrique Rodriguez Tangos, Valses Y Milongas

Valcesitos de Antes, Walzer (verschiedene Orchester)

Milongas..Pa’Sacarle Viruta (verschiedene Orchester)

Um der Überschrift mit der Tango Fauna gerecht zu werden, sind hier noch ein paar weitere Tangos, die im weitesten Sinne, Tiere zum Thema haben.

La palomita blanca, – Die weiße Taube

Tu perro pekines – Dein Pekinese

El monito – Der kleine Affe

Micifuz – Die (flauschige) Mieze

El Pollito – Das Huhn

Una iguana y tres monedas – Ein Leguan und drei Münzen

El torito – Der Stier

Und natürlich gibt es etliche Tangos über Pferde und Pferderennen und viele Allegorien die damit verbunden wurden..

Einer der berühmtesten Tangos dazu ist, Por una cabeza (frei übersetzt, „um eine Kopflänge“)

So, und jetzt wünsch ich Euch viel Spaß beim Tango tanzen… :-)