Standbein! Standbein! Standbein!

In meinem letzten Artikel habe ich darüber geschrieben, wie wichtig das entspannte Spielbein für die Damen ist.

Wenn das Spielbein nicht entspannt und locker ist, kann dieses nämlich all die schönen, manchmal spektakulären Bewegungen bei denen das Bein eigentlich ohne Anstrengung, von selber fliegt, nicht oder allenfalls nur sehr verkrampft und mit viiiiel Arbeit „ausführen“.

Auch die Caminada das ganz normale Gehen wird mit einem „arbeitenden“ Spielbein verkrampft und unnötig anstrengend.

Das Problem für viele Tänzerinnen am Anfang ihrer Tangolaufbahn (und für Tänzer die die Damenrolle lernen wollen) ist allerdings, dass es gar nicht so leicht ist, das Spielbein zu entspannen.

Wir denken nämlich fälschlicherweise, dass wir mit dem Spielbein arbeiten müssen, immerhin ist es ja das Spielbein, welches diese Bewegungen macht, und die Hauptaufmerksamkeit auf sich lenkt.

So weit so gut, aber warum heißt dieser Artikel denn nun Standbein, Standbein, Standbein?

Hier kommt ein kleiner Trick ins Spiel, den wir in unseren Kursen mit Erfolg anwenden.

Der Gegenpol zum entspannten Spielbein ist das Standbein, welches dafür verantwortlich ist unseren Körper zu tragen, und uns in unserer Achse zu halten.

Bei der Marionette ist alles locker, und gerät erst in Bewegung, wenn ein Impuls von außen kommt. Wenn wir die Marionette in die Hand nehmen, und sie schnell um ihre Vertikalachse drehen, schlenkern die Beine mit. Ähnlich ist es beim Tangotanzen mit dem Spielbein, das eigentlich überhaupt nicht arbeiten muss.

Alle Bewegungen gehen nämlich nicht, wie viele vermuten, vom Spielbein aus, sondern vom Körper und vom Standbein, auch wenn diese ihre Aufgaben fast unsichtbar und ziemlich unspektakulär verrichten.

Das Spielbein hängt lediglich lose entspannt am Hüftknochen und bewegt sich nur, wenn sich Körper und/oder Standbein bewegen, ähnlich locker wie bei einer Marionette (wenn auch ohne Schnüre: -).

Eine Eigenart unseres Körpers ist, dass er, salopp gesagt, immer bemüht ist, Energie dorthin zu schaufeln, wo unser Gehirn sagt, dass wir sie brauchen.

Die entsprechenden Körperteile werden in Arbeitsmodus versetzt, andere Körperteile, die nicht gebraucht werden, bleiben oder werden entspannt.

Wenn unsere Damen also Probleme damit haben, dass Spielbein zu entspannen, raten wir ihnen nur eines zu denken: Standbein, Standbein, Standbein .

Fast immer löst sich damit das Problem sehr schnell. Alle Energie geht dahin wo sie gebraucht wird, nämlich ins Standbein, das Spielbein gerät in Vergessenheit und kann endlich fröhlich entspannt und frei schwingen.

Das Tanzen wird sofort sowohl für die Dame als auch für den Herrn entspannter, angenehmer, und sieht besser aus.

 

 

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Beim Voleo kann das Bein nur richtig schön fliegen, wenn es entspannt ist.

In meinen Kursen sehe ich immer wieder, dass die Damen glauben, sie müssten mit ihrem freien Bein, dem Spielbein, aktiv arbeiten.

Das ist aber fast nie notwendig, und macht das Tangotanzen unnötig unruhig und schwer.

Schauen wir uns ein paar Beispiele an.

Voleo

Beim Voleo fliegt das Bein der Dame mehr oder weniger hoch.

 

 

 

Das funktioniert durch den Bewegungsimpuls den die Dame vom Herrn erhält (Impuls zu einem Schritt + Gegenbewegung bevor die Dame den Schritt vollenden und ihr Bein absetzen kann) praktisch von selbst, wenn ihr Spielbein wirklich locker ist.

Viele Damen glauben jedoch, dass sie den Voleo aktiv ausführen müssten. Damit machen sie sich aber das Leben unnötig schwer und schaffen es nie eine schöne flüssige Bewegung zu erzeugen. Der Voleo bleibt immer verkrampft, fühlt sich nicht gut an, und sieht nie gut aus.

Wichtig und richtig ist es, einfach das Spielbein möglichst locker zu lassen und die Bewegung einfach nur zuzulassen.

 

Rückwärts-Ocho

Der Rückwärts-Ocho ist eigentlich nichts weiter, als eine Drehung der Dame auf einem Bein (Pivot) die durch den Herrn initiert wird, gefolgt von einem Rückwärtsschritt der Dame, welcher ebenfalls durch den Impuls des Herrn eingeleitet wird.

Eigentlich eine einfache Sache, wenn die Dame stabil in ihrer Achse steht, und ihr Spielbein entspannt ist.

Aber auch hier machen sich viele Damen das Leben unnötig schwer, weil sie denken, der Rückwärts-Ocho sei eine Figur die sie aktiv ausführen müssten.

Erster Fehler dabei: Sie drehen sich von selbst, statt die vom Herrn eingeleitete Drehung einfach geschehen zu lassen.

Zweiter Fehler: Weil sie denken, dass sie die Drehung eigenständig ausführen müssten, klemmen sie bei der Drehung oft das Spielbein ans Standbein, entweder weil sie hoffen dadurch mehr Stabilität zu gewinnen, oder weil ihnen irgendwann ein Tangolehrer gesagt hat, dass man das so macht.

Das Resultat: Der eigentlich einfache Bewegungsablauf beim Rückwärts-Ocho wird zu einer verkrampften, arbeitsintensiven, meist vergleichsweise instabilen „Figur“, die langfristig auch schlecht für den Rücken ist. Mit einem entspannten Spielbein und dem simplen „Zulassen“ der Bewegung ist das dagegen nicht nötig.

 

Gancho

Ich führe selten Ganchos, aber auch hier gilt: Die Dame macht den Gancho nicht aktiv, sondern läßt einfach die Bewegung ihres Spielbeins zu.

Der Gancho ist also nicht, wie viele zu glauben scheinen, ein aktives „nach hinten Austreten“, sondern ein Abknicken des Spielbeins (fast immer in der Rückwärtsbewegung) das dadurch entsteht (nicht ausgeführt wird), dass der Rückwärtsschritt der Dame plötzlich auf Kniehöhe oder knapp darüber vom Bein des Mannes gestoppt wird.

Das funktioniert allerdings nur schön und flüssig, wenn das Spielbein der Dame völlig entspannt ist.

Es gäbe noch viel mehr Beispiele wafür, warum es für die Dame unverzichtbar ist, ihr Spielbein komplett entspannt zu lassen, aber das würde den Rahmen dieses Posts sprengen.

Wichtig ist, erst einmal zu verinnerlichen, dass das Spielbein völlig entspannt ist, und nach Möglichkeit nicht arbeitet. Dann hat frau schon die besten Voraussetzungen, um schön und angenehm entspannt zu tanzen.

 

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